■ Standbild: Deutsche Elite
„neunzehnZehn extra“, So., 19.10 Uhr, 3sat
Fünf Jahre „neunzehnZehn“, fünf Jahre „gescheit oder witzig, möglichst ohne Klischees nachdenken“ – muß man gut finden, logisch.
Gescheite und witzige Leute, die möglichst ohne Klischees nachdenken, lassen sich zu ihrem Jubiläum natürlich etwas einfallen, so auch Helmut Markwort und Gerd Ruge, die „zwei Starmoderatoren bei 3sat“. Und was lassen sich die beiden einfallen? Richtig: eine Gesprächsrunde mit unserem künftigen Ex-Bundespräsidenten, Roman Herzog. „Ein völlig undramatischer Mensch“ (O-Ton Herzog). Ein Mann, der die Dignität eines Erzbischofs im Ruhestand ausstrahlt. Die Kameraführung greift meine Gedanken spontan auf und wird ruhig, gaaanz ruhig ...
Und das jetzt 50 Minuten. Worum geht's denn eigentlich? Ah ja: Berliner Republik, Antisemitismus, Ausländerfeindlichkeit, Jugendarbeitslosigkeit, Bildungswesen, Medienöffentlichkeit, „Deutschlands“ Ansehen in der Welt. „Sie sind ein Typ der deutschen Elite – jetzt darf man das wieder sagen.“ – „Deutschlands Hegemonialansprüche, fast hätte ich gesagt: Führerschaft in Europa“, so was purzelt jetzt wie Pulverschnee aus Markworts Kopf, damit wir endlich begreifen, warum die Natur für so eine Physiognomie eigentlich keinen Mund vorgesehen hat. Markwort hebt derweil an, seinen Status als Herzog- Addict immer generöser herauszustellen. Der Bundespräsident redet ihm zuviel um den Brei herum. Fakten! Fakten! Fakten! Auch Gerd Ruge nickt aufmunternd. Wo bleibt der Spötter Herzog? Der unbequeme Mahner? Werden seine berühmt gewordenen Reden auch nach seiner Amtszeit Widerhall fi... Fuck! Fuck! Fuck! Was ist los? Nun waren wir wohl doch noch eingeschlafen. Michael Rudolf
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