Deutsche Eishockey-Liga: Da ist was im Busch
Gezeichnet von der Krise läutet die Deutsche Eishockey-Liga die neue Saison ein. Die Eisbären Berlin haben das meiste Geld und einen Dopingfall, der keiner sein soll.
Deutschland ist im Eishockey nicht gerade die erste Adresse in Europa. In Russland wird besser gespielt, und es gibt deutlich mehr Geld zu verdienen. Auch die Schweiz hat eine sehr attraktive Liga. Umso stolzer sind die deutschen Klubs, dass sich dennoch ein paar Profis von Rang und Namen für Engagements in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) entschieden haben. Die Liga startet heute mit der Partie Mannheim gegen Nürnberg in ihre Saison 2009/2010.
Verteidiger Derrick Walser ist nach drei Jahren in Nordamerika zu den Eisbären Berlin zurückgehrt, außerdem präsentieren sie mit dem Angreifer Jeff Friesen einen Stanley-Cup-Gewinner. Die Kölner Haie freuen sich, dass der flinke Slowake Ivan Ciernik nach einem erfolglosen Jahr in Russland wieder für sie stürmt. Die Düsseldorfer EG bietet mit Jean-Sebastien Aubin einen NHL-erprobten Torwart auf. Wenn es gut läuft, werden diese potenziellen Stars ein wenig Flair von der großen schönen Eishockey-Welt in der Liga versprühen - und das hat sie bitter nötig nach den schweren Sommermonaten, die hinter ihr liegen.
Fast hätte die Liga mit ihren 15 Klubs drei renommierte Mitglieder verloren, Vereine, die jeweils in akute Finanznot geraten waren. Die Hannover Scorpions konnten sich retten, da die Spieler auf 25 Prozent Gehalt verzichteten, die Nürnberger heißen nun Thomas Sabo Ice Tigers, benannt nach ihrem Retter, dem Schmuckfabrikanten Sabo. Die verschuldeten Kölner Haie haben nach dem sportlichen Absturz der Vorsaison lange an ihrer Rettung gebastelt, die schließlich gelungen ist, da sie neue Gesellschafter rekrutiert und ein kompliziertes Modell für ihre Schulden ersonnen haben, das ihnen wieder Liquidität verschafft. Da noch einmal alles gut gegangen ist, kann sich DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke doch noch "riesig" auf die neue Saison freuen und die spielerischen Angebote der Liga als "Premiumware" preisen, wie er es bei einer Saisonpräsentation Anfang der Woche in Köln marktschreierisch tat.
Eine der Fragen des Jahres wird in diesem Sinne sein, ob die Liga premium genug ist, die Saison ohne Klub-Insolvenzen zu überstehen. Denn die meisten Vereine leben, in Ermangelung eines lukrativen TV-Vertrages - nur der Pay-TV-Sender Sky zeigt zwei Spiele pro Woche -, vor allem von Zuschauer-, Merchandising- und Sponsoreneinnahmen; ein fragiles Konstrukt in Wirtschaftskrisen-Zeiten. So ist es nur logisch, dass in einer Umfrage unter den DEL-Trainern die beiden reichsten Klubs als erste Titel-Favoriten genannt werden: die Eisbären Berlin und Adler Mannheim. "Mannheim holt immer die besten Leute und gibt das meiste Geld aus. Berlin hat über Jahre eine stabile Mannschaft", sagt Hans Zach, Trainer der Hannover Scorpions - und vor allem haben beide Vereine generöse Geldgeber, SAP-Milliardär Dietmar Hopp (Mannheim) und die US-amerikanische Anschutz-Gruppe (Berlin).
Die Eisbären schlagen sich derweil noch mit einem alten Problem herum. Der Fall ihres Stürmers Florian Busch, der im Frühjahr 2008 eine Dopingprobe verweigert hatte, ist immer noch nicht abschließend geklärt. Der Sportgerichtshof Cas in Lausanne hatte im Frühjahr entschieden, dass Busch für zwei Jahre gesperrt werden muss. Gegen dieses Urteil hat Buschs Anwalt vor einem Schweizer Bundesgericht geklagt. Erst wenn das Verfahren abgeschlossen ist, will die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) beantragen, dass die DEL die Sperre gegen Busch umsetzt.
Wie auch immer die nächsten DEL-Monate verlaufen werden, die Liga hofft auf einen großen Popularitätsschub für die Sportart Eishockey im nächsten Jahr. Im Februar nimmt Deutschlands Nationalmannschaft an den Olympischen Winterspielen in Vancouver teil, die DEL pausiert währenddessen. Im Optimalfall präsentiert sich die deutsche Auswahl dort als couragierter Außenseiter, um dann im Mai ganz groß rauszukommen. Denn dann findet in Mannheim und Köln die Eishockey-Weltmeisterschaft statt. Nicht nur vom Heimvorteil kann das Team von Bundestrainer Uwe Krupp profitieren, sondern auch davon, dass viele Stars aus Eishockey-Großmächten wie Schweden, Kanada oder Tschechien zu müde sein dürften, um nach einer langen Saison mit dem Höhepunkt Olympia noch eine Weltmeisterschaft zu spielen.
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