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Deutsche Blutspur im Osten

Nach Auschwitz gibt es wohl keine Steigerung des Verbrechens und des Entsetzens. Doch führt eine zweite Blutspur in den Osten zu den ungeheuerlichen Verbrechen, die Deutsche zwischen 1941 und 1945 an der sowjetischen Zivilbevölkerung und an Kriegsgefangenen verübt haben. Die mehr als zehn Millionen sowjetischen ZivilistInnen, die unabhängig von der Kriegsführung ermordet wurden, gehören zu den „weißen Flecken“ der westdeutschen Geschichtsschreibung. Die Bundesrepublik nach 1945 legte einen dichten Schleier über diese Massengräber in der Sowjetunion. Der Schriftsteller Michael Schneider suchte auf Einladung des sowjetischen Schriftstellerverbandes 1987/88 nach den Spuren dieser Verbrechen. Gemeinsam mit seinem sowjetischen Kollegen Rady Fish hatte er die Gelegenheit, sowjetische Kriegsgefangene, Überlebende des Terrors, „Ostarbeiter“ und Chronisten der „verbrannten Dörfer“ zu befragen.

Wie für Schneider ist auch für den Autor Paul Kohl, der sich seit 1985 nach einer Reise in die Sowjetunion intensiv mit dem Thema befaßt, heute bewiesen, daß kein deutscher Wehrmachtsangehöriger und kein deutscher Verwaltungsbeamter sich aus dieser Geschichte stehlen kann: Alle haben von dem Grauen gewußt. Und die meisten haben mitgemacht. Wenn jetzt ein neues Kapitel in der Geschichte beider Länder aufgeschlagen werden soll, ist es allerhöchste Zeit, auch diesen Teil der deutschen Vergangenheit zu bewältigen.

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