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Deutsche Bank betroffenBanken krachen schon wieder

Nach dem Markt für Eigenheime gerät der für Bürogebäude und Einkaufspassagen ins Schlingern. Das bringt Finanzinstitute in die Bredouille - auch die Deutsche Bank.

Deutsche-Bank-Chef Ackermann während der Bilanzpressekonferenz im Februar. Bild: apn

Auf den Immobilienmärkten ist der Teufel los: 5,4 Milliarden US-Dollar Verluste hat die US-Investmentbank Morgan Stanley mit einem Immobilienfonds eingefahren, so wurde vergangene Woche öffentlich. Tags darauf folgte ein Bericht, wonach eine Tochter der US-Bank Goldman Sachs, die unter anderem Karstadt-Immobilien und die Berliner Wohnungsbaugesellschaft GSW gekauft hatte, fast ihr gesamtes Eigenkapital verloren habe. Und der Spiegel meldete am Wochenende: Im Dezember hat die Deutsche Bank einen ihrer US-Immobilienfonds mit einem Notkredit knapp vor der Pleite gerettet.

Warnungen, womöglich platze gerade die nächste Blase, lassen sich nicht länger ignorieren. Diesmal geht es nicht um Privathäuser, sondern um Gewerbeimmobilien. Diesmal beschränkt sich das Problem nicht auf die USA. So soll der Morgan-Stanley-Fonds unter anderem am Turm der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main und am Kranzler Eck am Berliner Kudamm beteiligt sein.

Deutschland ist bei ausländischen Fonds schon seit Längerem beliebt. Heuschrecken-Fonds wie Fortress und Cerberus unterschätzten die Risiken. Zwar blähte sich hier anders als in den USA oder Großbritannien keine Immobilienblase auf, die dann platzte, aber hohe Gewinne ließen sich hier auch nicht machen. Schon im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise mussten mehrere Immobilienfonds in Deutschland zeitweilig geschlossen werden, die Anleger kamen nicht mehr an ihr Geld.

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Die größte Gefahr droht nun, weil viele der Investoren ihre Übernahmen mit gigantischen und zumeist relativ kurzfristigen Krediten finanziert haben. Die können sie nur problemlos abbezahlen, solange immer neue Büros, Hotels und Einkaufspassagen nachgefragt werden. Doch derzeit wächst nicht die Nachfrage, sondern der Leerstand - und damit das Risiko von Kreditausfällen. Das ist es, was der US-Unternehmensberater Tony Wood meint, der ein Buch über den "Gewerbeimmobilien-Tsunami" geschrieben hat. "Dieser Schuldentsunami droht die gerade beginnende Konjunkturerholung zunichtezumachen und die Finanzmärkte mit einer zweiten Welle von Verlusten zu überrollen", heißt es darin. Mit 6 Billionen Dollar beziffert Wood den Wert aller Gewerbeimmobilien in den USA. 3,5 Billionen Dollar Schulden lasten darauf. "Wie viel davon verloren sein wird, ist schwer zu schätzen, doch die Verluste werden ein historisches Ausmaß annehmen", so Wood.

Bereits im Januar warnte der Kongressausschuss, der das Bankenrettungsprogramm der US-Regierung überwacht, vor "einer Gewerbeimmobilienkrise am Horizont". 1,4 Billionen Dollar Kredite für Gewerbeimmobilien werden demnach innerhalb der nächsten fünf Jahre fällig. Bei mehr als der Hälfte übersteigt die Kreditsumme inzwischen den Wert der Immobilie. Denn seit Ende 2007 sind die Preise im Schnitt um 40 Prozent gefallen. Ausreichend neue Hypotheken aufzunehmen, um die alten Kredite abzubezahlen, dürfte schwierig bis unmöglich sein.

Den Banken, von denen die meisten der Kredite stammen, drohen erneut herbe Verluste. Betroffen sind vor allem die ohnehin schon gebeutelten kleinen lokalen und regionalen Banken in den USA. "Es sind dieselben Banken, die die Kredite für mittelständische Unternehmen bereitstellen, die die meisten Arbeitsplätze schaffen", mahnte die Vorsitzende des Kongressausschusses, Elizabeth Warren.

Doch die Banken in den USA sind nicht allein betroffen. Auch deutsche Banken wie die Commerzbank, die Hypo Real Estate und diverse Landesbanken stecken dick im Geschäft. Die Hälfte aller ausstehenden Kredite für Gewerbeimmobilien gingen laut dem Verband deutscher Pfandbriefbanken ins Ausland - viele davon in die kriselnden Immobilienmärkte der USA, Großbritanniens und Spaniens. Die zweite Welle der Finanzkrise hat möglicherweise gerade erst begonnen.

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13 Kommentare

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  • A
    Amos

    Dieses kapitalistische Verbrechersystem hat sich voll

    etabliert. Es stürzt die Welt ins Unglück und alle schauen zu, weil sie alle Angst vor der Macht des Geldes haben. Wo ist eigentlich die Moral von der Geschicht'? Aber solange diese Fratzen noch in Talkshows auftreten und dabei die schäbigen Claqueurs

    aus dem Publikum ihnen applaudieren, glauben sie selbst

    noch daran, dass sie ethische Werte besitzen. Die Medien tragen auch noch dazu bei, dass man aus schäbigem Gesindel Koryphäen werden lässt.

  • O
    ole

    Haha, kann man ja nur hoffen, daß Cerberus noch heute vor 16.00 kaputt geht. Dann müssen sich die rot-roten Genossen im Berliner Abgeordnetenhaus keinen quälenden Gewissenszuckungen aussetzen.

     

    pay day ist gut.

  • D
    dietah

    Dieses Thema ist neu und interessant.

    Wie überrascht jetzt wieder alle sind.

    NEIN!

     

    Ich bin ja mal aufrichtig gespannt welche Legende unsere piefigen kleinen Konservativen dieses mal stricken werden.

    Die asozialen, gierigen kleinen Häuslebauer, pardon Gewerbeimmobilienkäufer.

    Sind alle schuld. Weil... sie eben Häuser gekauft haben.

    Ich würde ja keinen toten Rattenschwanz mehr auf dieses System verwetten.

    Die Abwärtsspirale ist schon seit Jahren unaufhaltsam im Gange. pay day.

    Schön, dass ich das erleben durfte.

  • V
    vic

    Nach dem Crash ist vor dem Crash.

    Was jetzt geschieht, hätte der interessierte Leser schon 2008 nachlesen können. In einem Buch namens:

    "Wahnsinn mit Methode: Finanzcrash und Weltwirtschaft" von Sahra Wagenknecht.

    Und eines steht bereits jetzt fest. Nach diesem neuen Crash wird es wieder weitergehen als ob nichts gewesen wäre.

    Andernfalls müsste eine Regierung völlig undenkbares tun - Den Finanzsektor endlich regulieren.

  • C
    claudia

    Was ist eine Immobilienkrise?

    Irgendwelche Leute haben viel Geld in Gebäude investiert und müssen nun mit der Tatsache fertig werden, daß zuviel Gebäude produziert wurden, leer stehen und nichts einbringen. Kredite stürzen ab, in der Folge Banken und Fonds.

     

    Wenn Spekulanten mal wirklich so arm würden wie nichtbesitzende Menschen, die ihren Arbeitsplatz verlieren, dann müssen sie eben gezwungen werden, fortan für 6 bis 7 € oder $ die Stunde zu arbeiten. Natürlich müssen sie streng kontrolliert werden, damit sie nicht gleich wieder anfangen zu betrügen. Das Instrumentarium dafür ist in der BRD vorhanden.

    Denn es gibt keinen Grund, irgendwelche selbsternannten Übermenschen von ihrem eigenen Credo auszunehmen.

     

    Die leerstehenden Gebäude können einer Nutzung zugeführt werden, und wenn die zwar keinen Profit für Außenstehende abwirft, aber sich selber trägt, dann ist es gut.

    Der Absturz irgendwelcher Kredite und Fonds muß uns nicht daran hindern, alles zu produzieren was wir brauchen und wenn es produziert ist, es zu konsumieren.

    Wenn die gesellschaftlich notwendige Arbeit verteilt wird, wenn jeder Mensch am Kreisluaf von Produzieren und Konsumieren gleichberechtigt teilhat, dann werden wir das Verschwinden der Fonds und Finanzmärkte leicht verschmerzen können. Geld ist ein Tauschäquivalent für produzierte Realwaren, und sein Mißbrauch als Spekulationskapital schafft immer größere Probleme. Solange nicht an die Ursachen herangegangen wird, werden die Probleme immer größer werden und wir werden immer mehr an Lebensqualität verlieren.

     

    ---

    „Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden” (Zitat aus dem Ahlener Programm der CDU von 1947) Die Erkenntnis gilt immer noch, auch wenn sie damals sehr schnell entsorgt wurde.

    Das Beständigste am Kapitalismus sind seine Krisen und die Erwartung, daß das Volk für seine Rettung aufzukommen habe.

    Wir können nicht länger re-agieren, sondern müssen agieren, wenn wir Schlimmeres verhindern wollen.

  • L
    Lehrerstand

    ueber nachwievor hohe preise bei viel leerstand allerorten kann ich mich ueber die immopreise nur wundern.

    speicherstadtbewohner koennen sich in der city nord umsehen,

    da wird vergangheit zur zukunft.

  • DH
    Dr. Harald Wenk

    Das Mit den Hartz IV Gesetzen Massenkaufkraft weggbricht,

    die durch "Angstparen" noch verstärkt wird, udn damit an Wachstums azfgrund neagtiver Binnenachfrage [ist in die Debatte wieder und wieder, vor allem von Rudolf Hickel udn der Memorandumgruppe eingebracht worden] nicht zu denken sein wird, hätten sich die Banker auch vorher überlegen können. Das habenn die wahrscheinlich auch und im Kapital Band III den Ablauf und die Gegenmittel der Krise nachgesehen. Lohndumping, Senkung der Produktivität durch mehr Ausbeutung (Erhöhung des Handarbeitanteils,

    Niedriglohndienstleistungen) Ausweitugn des Aussenhandels (Globalisierung) und natürlich Pleiten und Marktverdrängungen (Bereinigungen), wobei nur die größten übrigbleiben. Im Bankengewerbe hättte da die die Deutsche Bank fast ein Monopol erreicht, wenn die Commerzbank nicht marktgesetzwidrig vom Staat gesponsert worden wäre. Die marktbeherrschende Stellung der Deutschen Bank, die fast Züge einer privaten Planwirtschaft der BRD angesichts ihrer Bilanzsumme von über 80 % des Bruttosozialproduktes bekommt, hätte schon seit Jahrzehnten das Kartellamt zm Dauervorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank machen müssen.

    Ach, und nach Marx erlischt dann das Feuer der Produktivität bei hoher Monoplosierung. Die Korruptiosnskandale des Spitzentechologeikonzerns Siemens und die Infenionpleite lassen grüßen - zum Beispiel.

    Es reicht dann nur noch für ein Feuer aus toxischen Spekulationspapieren, das steht auch da.

    Auch, ist es zu traurig, wenn man recht hat.

  • G
    Garfield

    Das hat der Trendforscher Celente schon im Dezember 2009 voraus gesagt.

     

    Zitat: "Gerald Celente, der Gründer des Trend Research Institute, sagt bei Alex Jones den wirklichen Crash für den Frühling 2010 vorraus. Die Vorhersagen seines Instituts sind von beängstigender Präzision: der Börsencrash 1987, der Zusammenbruch der Sowjetunion 1990, die Asienkrise 1997, das Platzen der Internetblase 2000, der Verlauf des Irak-Kriegs und auch den Abstieg des Immobilienmarktes 2005 mit der folgenden Rezession – all diese Ereignisse hatte der US-amerikanische Trendforscher frühzeitig und mit zielgenauer Treffsicherheit vorhergesagt..."

    http://www.infokriegernews.de/wordpress/2009/12/30/celente-crash-im-fruehling-2010/

     

    Die wirklich einzige Alternative ist nur eine unbegrenzte Null-Zinspolitik wie seit 1997 in Japan.

     

    Ohne Zinsen gibt es keine Spekulationen!

    So einfach ist das und im Buch "die natürliche Wirtschaftsordnung" nachzulesen.

  • BW
    Bernd Wassermann

    Bei der Deutschen Bank scheint das Krachen Tradition zu haben, sogar der Ex-Chef-Volkswirts hatte nichts dagegen:

     

    http://www.heise.de/tp/blogs/8/147457

     

    Da fragt man sich, ob das eine Geschäftsbeziehung nur für Masos und Leidkulturfanatiker ist.

  • E
    Eser

    Die Lösung ist, wie zu allen problemen dieser Welt: Steuern senken, Deregulieren, Privatisieren.

  • S
    Seraquael

    Es reicht, die betroffenen Finanzinstitute entgültig in staatlichen Besitz überführen vor allem auch Tochtergesellschaften amerikanischer und britischer Banken die immmer wieder dieses Chaos verursachen und erst einmal mit deren Kapital die Schweinerei aufräumen die sie dem deutschen Steuerzahler und dem deutschen Finanzsystem zugefügt haben.

     

    Außerdem alles Kapital ausländischer Banken und Fondgesellschaften einfrieren und vor der Freigabe und Kreditablösungen ins Ausland erst einmal Gegenrechnen welche Schulden in Deutschland noch vorhanden sind und erst dann eventuelle Restmengen zurücküberweisen. Auf jeden Fall Sicherstellen das Cerberus und Co keine Kapital abziehen das in Deutschland erwirtschaftet wurde bzw. gesunde deutsche Unternehmen in Schwierigkeiten bringt um den amerikanischen und britischen Finanzmarkt zu stützen, im Gegensatzt zu sonst sollten wir dies mal verhindern und uns erst mal unseren Eigenen Finanzmarkt schützen da die Banken die diese Krisen initial verursacht haben praktisch alle aus dem anglo-amerikanischen und bis vor kurzem völlig unregulerten Finanzraum kommen und uns teilweise sogar mit krimineller Energie (Goldmann Sachs) ständig Schaden zufügen. Und die jetzigen Regulierungsversuche der dortigen Regierungen sind auch eher halbherzig. Deshalb sehe ich nicht ein das wir weiter irgendeien Rücksicht auf diese Regierungen oder Banken nehmen sollten.

  • L
    Ludwig

    Na, die Banken interessiert das doch bestimmt nicht. Im Notfall kommt halt der Staat, also die Steuerzahler, für Verluste und Boni der Versager in den Vorstandsetagen auf.

  • V
    vic

    Wer konnte das ahnen...

    Na raus mit der Sprache, wieviel soll´s denn diesmal sein?