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Design bestimmt das Bewußtsein

■ betr.: "taz-special "Cebit 90", taz vom 24.3.90

betr.: taz-special „Cebit 90“,

taz vom 24.3.90

Wirklich peinlich, dieses taz-spezial zur Computermesse CeBIT! Die flapsige Schreibe von Clemens Grün und Dietmar Bartz eignet sich zwar, genauso wie etwa das 'Zeit'-Magazin, ganz gut als leichte Lektüre fürs Klo; aber am Ende frage ich mich immer: was hat eigentlich dringestanden? Statt die CeBIT-Gelegenheit für zum Beispiel einen Blick hinter die Kulissen oder etwa die Auseinandersetzung mit den Risiken der Computer- und Telekommunikation zu nutzen, werden in seichter Illustriertenmanier die Hochglanzbroschüren der Hersteller fürs post-alternative Publikum übersetzt. Grün und Bartz haben es verstanden: Kritik ist „out“, (Technik -)Optimismus ist „in“. Grün bezeichnet sich zwar kokett „als Linker“, aber - getrost! - so ernst ist es ihm damit wohl nicht.

Das Glanzstück journalistischer Recherche liefert Dietmar Bartz: er hat sich den Messekatalog gekauft und gibt dann über eine ganze Zeitungsseite in Buchhaltermanier die darin vorkommenden Begriffe wieder... Einigermaßen Information ist nur der Artikel von Georg Blume, und vielleicht noch der von Sandra Stöcker.

Aber was Euch, liebe taz-Redaktion, wirklich uneingeschränkt gelungen ist, ist die ansprechende und großzügige Gestaltung der Seiten. Ihr habt die Philosophie des Computerzeitalters verstanden: wenn schon der Text inhaltlich nichts hergibt, muß er wenigstens schön gestaltet sein. Das Design bestimmt das Bewußtsein.

Dirk Bethe, Heidelberg

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