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Der neue Offene KanalAlex geht auf Sendung

Der Offene Kanal ist tot, es lebe der offene Kanal. Trotz eines rasanten Nutzerrückgangs und immer dünnerem Programm entschloss sich die Landesmedienanstalt für eine Reform des Senders.

Vor einem Jahr wurde noch über seine Schließung diskutiert, jetzt herrscht ein reges Treiben im Offenen Kanal Berlin. Viele junge Menschen laufen durch die renovierten Räume. "Früher sah das hier aus wie im Krankenhaus", sagt Volker Bach.

Bach ist Chef des OKB und verantwortlich für die Baumaßnahmen. Momentan wird aber auch der ganze Sender einer Relaunch unterzogen. Der Kölner TV-Produzent und Diplomvolkswirt Bach spricht dagegen von "Neuausrichtung". Er kam im Februar 2008, um den Sender aus einer schweren Krise zu holen. "Damals wurde das so verstanden, dass es wichtiger war, dass intern etwas passierte, als das was beim Zuschauer ankam", so Bach.

Doch gerade junge Medienmacher konnten sich mit dem Image, das oft alle Klischees eines Offenen Kanals bediente, nicht identifizieren. In Zeiten von Youtube kam hinzu, dass man nicht mehr unbedingt einen Fernsehsender benötigt, um sich medial auszuleben. Die Konsequenz: Ein dramatischer Nutzerrückgang und ein dementsprechend dünnes Programm.

Anstatt für die Schließung entschieden sich Landesmedienanstalt, Landesmedienrat und Abgeordnetenhaus aber für die Reform: "Der OKB soll modernen Entwicklungen der Berliner Medienlandschaft sowohl bezogen auf die Inhalte als auch auf die Qualität stärker Rechnung tragen".

Für Zuschauer und Zuhörer interessant dürfte dabei die neue systematisierte Programmstruktur für TV und Radio sowie die den anderen Medien gleichgestellte Einbindung des Internets sein. So soll zu den schon eingerichteten Streams dann auch eine Community kommen. "Die neuen Nutzergruppen haben ein Bedürfnis sich zu vernetzen", so Bach. Damit entwickelt sich der OKB zur trimedialen Plattform. Um den Neuanfang auch visuell sichtbar zu machen, gibt es neben neuem Design und Logo auch einen neuen Namen: Alex. Namenstaufe und offizieller Relaunchtermin ist am kommenden Montag nach etwa einem Jahr Umbauzeit.

Insgesamt drei bis fünf Jahre soll der gesamte Prozess dauern. Dazu hat man sich eine Menge vorgenommen: "Wir wollen nach vorne und wir wollen mittenrein", lautet der Traum von Volker Bach.

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1 Kommentar

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  • P
    petraberg

    Neue Besen kehren gut, und die Medien sind voll des Lobs über die "gelungene Reform". Leider gibt es auch einige Opfer dieser Veränderungen, die nicht unerwähnt bleiben sollten. So wurde der einzigen, an ein schwules Zielpublikum gerichteten Fernseh-Sendung ( www.schwulfernsehen.de), die bislang Sonntags nach 23 Uhr sendete, ein regelmäßiger Sendeplatz verweigert. Der Produzent der Sendung ist nun gezwungen, unattraktive Sendezeiten ( nachts um 2.45 ) zu buchen, und es gibt immer noch die Unsicherheit, ob diese Zeit dann nicht schon jemand anderem eingeräumt wurde.

    Auch die lesbisch-schwule Radiosendung "Radiorainbowcity" sollte von den Alex-Machern gezwungen werden, sich eine Sendeschiene mit einer anderen Sendung zu teilen. Nur aufgrund der "Drohung" der Produzentin, in diesem Fall nicht mehr zu senden, wurde der Sendung weiterhin (für vorerst ein halbes Jahr) ein regelmäßiger wöchentlicher Sendeplatz zugeteilt.

    Mag vielleicht ein Zufall sein, aber ausgerechnet den Sendungen, die sich an ein homosexuelles Publikum richteten, wurden Sendeplätze verweigert bzw. sollten faule Kompromisse eingehen.