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Der neue Esel fehlt

Ohne Ariel Ortega soll Schalkes heutiger Uefa-Cup-Gegner Valencia C.F. ein Feuerwerk zünden  ■ Von Katrin Weber-Klüver

Valencia (taz) – Es gehört zu den Gepflogenheiten von Fußballmannschaften, sich vor besonders wichtigen Spielen in besonders abgeschiedene Trainingslager zurückzuziehen. Den Teams von Valencia C.F. und dem FC Schalke 04 bleibt vor dem heutigen Viertelfinalrückspiel im Uefa-Cup (21.35 Uhr, ARD) sogar nichts anderes übrig, als die Stadt zu fliehen. Valencia feiert seine „Fallas“, eine dem Karneval nicht unähnliche Festwoche, die sich besonders durch opulente Feuerwerke auszeichnet.

Während also Spaniens drittgrößte Stadt dröhnt, hat Valencias Mannschaft in einem beschaulichen Parador ihre „mentalen Kräfte konzentriert“ (Trainer Jorge Valdano). In dem als Aktiengesellschaft organisierten Klub wird im Moment sowieso weniger gefeiert denn Politik betrieben. Die unabhängige Vereinsstiftung unterstellt Präsident Paco Roig unlautere Machtkonzentration.

Der Unternehmer, vor drei Jahren als Anführer der Kleinaktionäre ins Amt gehoben, besaß vor einer Aktienaufstockung vor Jahresfrist 18 Anteile, heute sind es 9.928. Weitere Aktien von Ehefrau, Töchtern und Nichten gerechnet, kommt er zwar auf nicht mehr als sechs Prozent. Doch die Stiftung sieht das Prinzip der demokratischen Streuung verletzt und plant juristische Schritte. Echte Sorge hat der populistische Präsident aber nicht. Denn der Dachverband der fast 400 offiziellen Fanklubs ist zwar in der Stiftung vertreten, unterstützt aber die Attacke gegen Roig nicht.

Der Präsident steht für das, was auch die Fans wollen: daß nach der vierten und letzten Meisterschaft 1971 endlich wieder der Titel gewonnen wird. Für diese Vision jonglierte Roig mit horrenden Millionenbeträgen. In seiner Amtszeit hat Valencia pro Saison jeweils ein Dutzend Zugänge gehabt. In dieser Saison sind 80 Millionen Mark investiert worden, für die kommende sind 60 Millionen versprochen. Allein der 19jährige Ausnahmestürmer Raúl von Real Madrid, Roigs Lieblingsprojekt, würde fast 20 Millionen Mark kosten. Zudem wird gerade das Stadion Luis Casanova saniert und um 20.000 auf 70.000 Plätze erweitert.

Unberührt davon hellt sich Valencias sportliche Perspektive langsam auf. Erstmals seit Valdano im November das Traineramt übernahm, hat der Verein zwei Ligaspiele in Folge gewonnen. Ein Uefa-Cup-Rang ist wieder in Sichtweite. Und obwohl Valdano vor allem an der Etablierung seines favorisierten 4-4-2-Systems arbeitet, hat die neue Hoffnung Valencias einen Namen: Burrito, das Eselchen. So wird wegen der technischen Unzulänglichkeiten seines ebenfalls fußballspielenden Vaters der argentinische Stürmer Ariel Ortega gerufen. Er erfüllte mit zwei Treffern bei seinem Debüt gegen Sevilla (3:2) und einem weiteren bei Atlético Madrid (4:1) am Sonnabend prompt Valdanos Prognose, daß „Tore käuflich“ seien. Mit 12,1 Millionen Dollar ist der Jungstar von River Plate Buenos Aires teuerster Einkauf der Vereinsgeschichte.

Daß Ortega international noch nicht spielberechtigt ist, kann Schalke 04 nur freuen. Zwar ist Anführer Olaf Thon in Bestform, doch muß der Libero den 2:0-ToreVorsprung zusammen mit einem nicht nur ohnehin dürftigen, sondern auch noch geschwächten Kollegen-Kader verteidigen. Weshalb das Sportblatt Marca auch ein Schützenfest fordert. Als Referenz an die „Fallas“ hat Spaniens meistgelesene Tageszeitung die martialische Devise „Feuern, feuern ohne Pause“ ausgegeben. Das Stadion war aber gestern noch nicht ausverkauft. Im Taumel der Festivitäten ist Fußball lediglich eine Option zur Eröffnung einer weiteren Festnacht.

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