: Der mit dem Bagger tanzt
TANZPERFORMANCE Für diesen Tanzpartner braucht es umfangreiche Vorbereitung. Umsonst und draußen will „Transport Exceptionnels“ für den zeitgenössischen Tanz begeistern
Mit der Performance „Transports Exceptionnels“ eröffnet das Steptext Dance Project zum Saisonende sein Labor für choreografische Praxis und Theorie – LIME. Das wiederum ist eines von drei Projekten, mit denen Steptext vor der Sommerpause in die Offensive geht.
■ LIME ist vor allem Plattform für Choreografen, Tänzer, Tanztheoretiker und Studierende der Choreografie und Performing Arts gedacht und abgesehen von drei Abenden nicht öffentlich. LIME findet vom 8. bis zum 13. Juni in der Schwankhalle statt.
■ Öffentliche Vorstellungen im Rahmen von LIME: Dienstag, 20 Uhr, „The Cow Piece“ und „Cheap Lecture“ von und mit Jonathan Burrows und Matteo Fargion; Donnerstag, 19.30 Uhr: Lecture zu Improvisation Technologies von Nik Haffner; Sonntag, 18 Uhr: „Darkland“, Tanzstück von Helge Letonja.
■ Das Norddeutsche Tanztreffen in Hannover findet vom 13. bis 19. Juni mit Beteiligung von Steptext an der Staatsoper Hannover statt. Alle Termine im Internet: www.tanzplan-bremen.de.
■ Mit der vierten Ausgabe von „Xtra Frei“ gibt es dann noch ein Festival für zeitgenössischen Tanz mit einer Auswahl von Arbeiten aus der freien Szene. „Xtra Frei“ findet vom 17. bis 20. Juni in der Schwankhalle statt. Alle Termine im Internet: www.schwankhalle.de.
VON ANDREAS SCHNELL In Montreal auf einem Festival sah Helge Letonja vom Bremer Steptext Dance Project die Tanzperformance „Transport Exceptionnels“ – und beschloss begeistert, das Projekt nach Bremen zu holen. Zwei Jahre ist das her, und nun hat es geklappt: Vor dem Theater am Goetheplatz gibt es am Sonntag die Choreografie zu sehen, die Dominique Boivin für einen Tänzer und einen Bagger konzipiert hat.
„Eines unserer Ziele war immer schon, den zeitgenössischen Tanz in den urbanen Raum zu tragen“, erklärt Letonja. „Die Choreografie von Dominique Boivin ist dafür genau das Richtige: Sie ist nicht hochintellektuell, sondern spektakulär und leicht zugänglich. Weil Boivin mit seiner Arbeit mit großem Erfolg durch Europa reist, war die Gelegenheit günstig. Ein aufwändiges Unterfangen ist die Veranstaltung dennoch. Von der Genehmigung, den Goetheplatz benutzen zu können, bis zum Bagger, der natürlich nicht mit der Truppe reist, sondern vor Ort organisiert werden muss, erfordert der exzeptionelle Transport eine komplexe Vorbereitung. „Ohne Partner wie das Institut francais hätten wir das nicht machen können.“ Der Bagger versinnbildlicht dabei den Auftakt zu Veränderung: „Er steht für das Aufwühlen, das Umgraben“, wie Letonja erläutert.
Wird dabei etwa der Goetheplatz wirklich umgegraben? „Wir haben ernsthaft überlegt, ob wir das machen können – auf dem Spielplatz gegenüber vom Theater oder auf der Wiese, aber das ging gar nicht“, sagt Letonja.
Apropos, wie bringt man überhaupt einem Bagger das Tanzen bei? „In dem Bagger sitzt ein Baggerführer. Weil aber die Scheiben schwarz abgeklebt sind, können sich Tänzer und Baggerführer nicht sehen. Deswegen gibt es eine dritte Person, die von außen über Funk, den Baggerführer instruiert“, erklärt Helge Letonja.
Der Effekt ist erstaunlich: „Das ist sehr poetisch. Da ist dieses Riesengerät“, schwärmt Letonja, „und dieser kleine Mensch, die sich in Beziehung zueinander setzen. Am Ende nimmt der Bagger den Menschen auf. Das ist ein Bild der Geborgenheit.“
Für Helge Letonja und das Steptext Dance Project ist „Transport Exceptionnels“ Auftakt eines intensiven Saisonendspurts (siehe Kasten), für viele Bremer und Bremerinnen könnte es eine faszinierende und zudem kostenlose Begegnung mit dem zeitgenössischen Tanz sein.