Der lange Weg zum Wohnprojekt

■ Eigenkapital als Hürde, Prüfauftrag für eine Stiftung der Stadt

Drei Dinge braucht der Mensch, wenn er ein Wohnprojekt aufziehen will, sagt Josef Bura vom alternativen Hamburger Sanierungsträger Stattbau: eine Gruppe, ein Grundstück und Geld.

Die Gruppe dürfte am leichtes-ten zu finden sein. „Es gibt keine Woche, in der nicht ein bis zwei Veranstaltungen zum Thema ,Anders Wohnen' angeboten werden“, sagt Bura. Die Grauen Panther (Tel.: 24 80 96) verfügen über eine Datenbank mit InteressentInnen. Weitere Adressen und Veranstaltungshinweise gibt es im Internet bei www.stattbau.de oder der Stattbau-Zeitschrift „Freihaus“, allgemeine Informationen beim Wohnprojekte-Beauftragten des Senats, Frank Karthaus, Tel.: 428 40 23 15.

Bei Grundstücken wird es schon schwieriger. „Es gibt leider keine Grundstückssuchmaschinen“, sagt Josef Bura. Er empfiehlt dringend, sich an die Liegenschaftsverwaltung am Steckelhörn 11/12, 20 457 Hamburg, zu wenden. Auf ein bis zwei Seiten müsste sich die Gruppe selbst und ihr Projekt vorstellen „und sich nicht nur auf Ottensen festlegen“. Nach Buras Erfahrung ebenfalls empfehlenswert: BezirkspolitikerInnen befragen! „Es gibt niemanden, der sein Viertel besser kennt“, sagt Bura. Gehören sie einer regierenden Fraktion an, hat das Projekt auch eine Chance, verwirklicht zu werden. So ein Grundstück würde der Wohngruppe von der Stadt anhand gegeben: Ein Jahr lang könnte sie kostenlos in Sicherheit planen, entscheiden und dann das Grundstück zu Konditionen kaufen, wie sie für den sozialen Wohnungsbau gelten.

Bleibt das Problem des Eigenkapitals, das die Gruppenmitglieder aufbringen müssen. Trotz des verbilligten Grundstücks und hohen Zuschüssen von der Stadt, müssen zwölf bis 20 Prozent der Gesamtkosten vom Projekt selbst getragen werden. Bei einer Alleinerziehenden, die mit zwei Kindern auf 60 Quadtratmetern wohnen will, können auf diese Weise leicht 40.000 Mark zusammenkommen.

Weil eine solche Summe für viele eine schwer überspringbare Hürde darstellt, versucht Stattbau, die Gründung von Genossenschaften in Gang zu bringen. „Wir suchen Solidargeld von Leuten, die das Eigenkapitalproblem lösen wollen“, bringt es Josef Bura auf den Punkt.

In der Koalitionsvereinbarung wurde der rot-grüne Senat außerdem verpflichtet, zu prüfen, ob die Stadt eine „Stiftung für nachbarschaftliche und genossenschaftliche Projekte“ gründen könne. Die Stiftung wäre dann Eigentümerin von Haus und Grundstück, die aber von der Wohngruppe selbst verwaltet würden. Viel getan hat sich dazu in der Baubehörde aber noch nicht. „Wir machen das so, wie vereinbart“, sagt deren Sprecher Christian-Georg Schuppe. „Details gibt es dazu noch nicht.“

Gernot Knödler