■ Kontroverse Waschtrommel: „Der kleine Prinz“ im Waschsalon
Eva-Maria Riemann, 50Jahre, Hausfrau
In den Waschsalon gehe ich nur, um meine Wäsche zu trocknen. In der Zwischenzeit gehe ich mit meinem Hund spazieren. Früher bin ich ungern hergekommen, weil hier oft die Wermutsbrüder rumlungerten. Schließt dieser Waschsalon irgendwann, werde ich wohl keinen weiteren Weg auf mich nehmen. Dann muß ich meine Wäsche eben zu Hause trocknen.
X Gaffaye, 40Jahre, Gastronom
Auf lange Sicht wäre es zwar preiswerter, eine Waschmaschine zu kaufen, aber im Moment kann ich mir das nicht leisten. Der Gang in den Waschsalon ist für mich ein notwendiges Übel, obwohl ich mich nicht unwohl fühle hier. Ich verbringe die Zeit mit Lesen oder gehe spazieren. Es wäre sicher schwierig für mich, eine Alternative zu diesem Waschsalon in meiner Nähe zu finden.
Robert Neubinger, 25Jahre, Student
Meine Waschmaschine steht einige hundert Kilometer entfernt in Österreich. Ich studiere seit kurzem in Berlin und will mir jetzt keine Maschine kaufen, weil ich nicht weiß, wie lange ich hier leben werde. Waschsalons habe ich mir sehr schlimm vorgestellt, aber jetzt empfinde ich es als netten Zeitvertreib. So komme ich regelmäßig zum Lesen. Im Moment steht „Der kleine Prinz“ an.
Elfie Schmidt, 75Jahre, Rentnerin
Ich gehe immer mit einer Freundin in den Waschsalon. Wir unterhalten uns, und manchmal sitze ich auch nur da und tue gar nichts. Ich genieße die Ruhe hier. Sollte mein Waschsalon schließen, brächte ich meine Wäsche in die Wäscherei. Das ist nicht so viel teurer. Besser wäre es, eine eigene Waschmaschine zu haben, doch in meiner Wohnung ist kein Platz dafür.
Günther Gutte, 61Jahre, Rentner
Ich komme dreimal im Monat von Siemensstadt nach Schöneberg, um für eine ältere Frau zu waschen, die im Bett liegt und nicht mehr selbst herkommen kann. Im Haus steht zwar eine Maschine, doch die Benutzung ist viel teurer als der Waschsalon. Ich gehe gerne hier her, weil man immer nette Leute trifft und sich unterhalten kann. Vor kurzem begegnete ich zufällig einer alten Schulfreundin. Umfrage: Annabel Wahba
Fotos: Bente Geving
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