piwik no script img

Der hohle Super-Tuesday

Vorwahlen sind eine langwierige und oft öde Angelegenheit – also müssen sie besser verpackt und präsentiert werden, um die Wähler an die Urne zu locken. Der heutige „Super-Tuesday“ ist ein solcher Verpackungstrick: Indem Vorwahlen in sechs großen Bundesstaaten (Texas, Florida, Oklahoma, Tennessee, Mississippi und Oregon) gleichzeitig abgehalten werden, hofft man beim Bürger Wahlfieber und das Gefühl zu erzeugen, zu einem entscheidenden Zeitpunkt des Vorwahlkampfes seine Stimme abzugeben. Aber die Dramatik, die der republikanische Vorwahlkampf am Anfang versprach, hervorgerufen durch die Überraschungserfolge von Pat Buchanan in New Hampshire und Steve Forbes in Delaware und Arizona, diese Dramatik ist längst dahin. Nach seinen Siegen am letzten Dienstag in Georgia, Massachusetts und sieben weiteren Staaten sowie am letzten Donnerstag in New York hat Bob Dole dank seiner Finanz- und Organisationsstärke sowie einiger nicht allzu demokratischer Behinderungsmanöver des Partei-Establishments gegen seine Konkurrenten wieder seine alte Favoritenrolle eingenommen. Die Nominierung als Präsidentschaftskandidat kann ihm weder Buchanan noch Forbes mehr nehmen. Damit ist auch die Bedeutung des „Super-Tuesday“ als des „großen Tags“ der Südstaaten im Vorwahlkampf in diesem Jahr arg geschrumpft. Das ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, daß sich immer mehr Bundesstaaten mit ihren Terminen an den Anfang des Vorwahlmarathons drängen, um im nationalen Rampenlicht der Medien zu stehen.

Bob Dole dürfte die nachlassende Spannung zweifellos recht sein. Doch spätestens auf dem Parteitag der Republikaner im August dürften seine Nerven wieder strapaziert werden. Dann nämlich wird vor allem Buchanan seinen frisch gewonnenen Einfluß in der Partei mit der Forderung nach inhaltlichen Zugeständnissen und Redezeit geltend machen. anb

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen