Der große Energie-Deal: Russland und China sind jetzt Freunde
Die ehemaligen Rivalen vereinbaren Lieferverträge über Öl, Gas und Kohle in großem Stil. Auch bei der Entwicklung von AKWs und regenerativer Energien sind Kooperationen geplant.
PEKING taz | Vor der Kulisse moderner Architektur fand der Gast aus Russland freundliche Worte: "Wir sind wahrhaft strategische Partner", sagte Präsident Dimitri Medwedjew gestern zum Abschluss seiner Chinareise auf dem Gelände der Weltausstellung in Schanghai. Die Beziehungen der beiden Staaten hätten den bislang "höchsten Stand des Vertrauens" erreicht.
Der dreitägige Staatsbesuch in China stand im Zeichen der Wirtschaft und des Versuchs, das in der Vergangenheit oft schwierige Verhältnis zu verbessern. Rund 15 Verträge wurden unterzeichnet, bei denen es unter anderem um die Lieferung von Öl, Gas und Kohle ging. Zudem wollen die Staaten bei der Entwicklung von Atomkraftwerken und erneuerbarer Energie zusammenarbeiten.
So wird der russische Ölkonzern Rosneft ab 2011 jährlich mindestens 15 Millionen Tonnen sibirisches Öl in Chinas Nordosten pumpen. An dieser Ölleitung war auch Chinas Rivale Japan interessiert. Doch im Krisenjahr 2009 sagte Peking Moskau einen Kredit von rund 18,5 Milliarden Euro zu. Daraufhin versprachen die Russen, in den kommenden zwanzig Jahren 300 Millionen Tonnen Öl nach China zu liefern. In der Hafenstadt Tianjin bauen Rosneft und Chinas Ölgigant CNPC gemeinsam eine Ölraffinerie. Über die Lieferung von Gas konnten sich Chinesen und Russen noch nicht einigen.
Russlands Staatskonzern Gazprom und die Pekinger wollen nächstes Jahr weiter verhandeln, es geht vor allem ums Geld. Gazprom soll ab 2015 über dreißig Jahre lang jeweils 30 Millionen Kubikmeter Gas durch eine neue "Altai-Pipeline" liefern. Dies ist die Menge, die derzeit Europa über zwei Pipelines erhält.
Der Besuch des russischen Präsidenten zeigte die enormen Veränderungen im Verhältnis zwischen den Nachbarn: Heute liefert Russland überwiegend Rohstoffe nach China und kauft dafür Elektronik, Kleidung und andere Industrieprodukte. Früher strömten sowjetische Techniker als Entwicklungshelfer in die Volksrepublik und bauten dort Fabriken, Brücken und Eisenbahnstrecken.
Aus den Industriezentren Russlands besorgt sich China mittlerweile fast nur noch Waffen, Nuklear- und Satellitentechnik. Die blühenden Wirtschaftsbeziehungen würden dazu beitragen, dass die Russen künftig weniger "eurozentrisch" denken, heißt es in Peking. Präsident Medwedjew erklärte, ein gutes Verhältnis zu China habe "schon immer Priorität" für Moskau gehabt.
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