: Der emsige Akademiker
■ „Mastino“ und „Die Auch“ feiern heute im Buntentorsteinweg
Tagsüber in der Schule Kids zutexten und abends im Übungsraum Background-Tapes zurechtsampeln – abwechslungsreich ist das Leben von Oberstudienrat Horst Petersen auf jeden Fall. Mastino nennt sich das Projekt des emsigen Akademikers, der mit wechselnden Gästen aus der bunten Hamburger Alternativ-Szene die intellektuellste Mutation des breiten Genres HipHop diesseits des Ozeans ins Leben rief.
Mit herkömmlichem HipHop hat das, was Mastino machen, nur rudimentär zu tun. Der Beat kommt zwar aus der Konserve, genau wie Mastino-Stücke eher um Samplerfetzen konstruierte, durchaus tanzbare Klangbilder als richtige Songs sind. Doch trotz des deutschen Sprechgesangs,durch den die Hamburger in eine Ecke mit den Fantastischen Vier oder Advanced Chemistery gerückt wurden, haben die Hanseaten weder Baseball-Caps, noch sprühen oder breaken sie, wie die Bibel der deutschen HipHopper, das Monatsmagazin MZEE, enttäuscht konstatierte.
Unüberhörbar ist vielmehr der akademische Hintergrund von Mastermind Petersen. HipHop heißt auf Mastino zwar, daß man immer noch tanzen darf und soll. Im Hintergrund aber läuft viel mehr. Die extrem kopflastigen Texte Petersens, immer zwischen lyrischer und realo-grüner Gesellschaftsbetrachtung, erdrücken nicht die Partysounds. Wer aber will, kann bei Mastino jede Menge Feinheiten entdecken, etwa daß in ironischer Distanz schon mal der (inzwischen ausgewiesene) österreichische Nazi-Führer Poladzek gesampelt wird. Der Teufel steckt bei den Hanseaten im Detail.
Stimmig auch die Anheizer: Hyperactive und Die Auch, Meister aller Freistilklassen. Sieben Jahre besetztes Haus gilt es heute abend mit diesem Programm in der Neustadt zu feiern, und zwar ab 20 Uhr.
L.R.
Heute um 20 Uhr, Buntentorsteinweg 372
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen