■ Schöner leben: Der eigene Herd
„Frauen haben's gut. Sie dürfen den ganzen Tag backen.“ So zumindest sah es Dr. Oetker in den sechziger Jahren. Ein Reklamehit, mit dem der gute Mann damals seine Backmischungen verscheuerte. Heute im Zeichen der Emanzipation dürfen auch die Männer backen. Und das ist gut so. Es sei denn, der eigene Herd fehlt.
Da kommt man von Berlin aus an die Weser gezogen, richtet sich in der neuen Wohnung ein, freut sich auf das Backen und dann der Schock. Die neue Wohnung hat gar keinen Herd, geschweige denn einen Backofen. Für alle NichtberlinerInnen sei an dieser Stelle erklärt: In der bundesdeutschen Hauptstadt gibt es und gab es auch zu Mauerzeiten irgendein Gesetz, daß allen VermieterInnen vorschrieb: In jede Wohnung gehört ein Herd mit Backofen. Und das bitte schön auf Kosten selbiger VermieterInnen.
Aber so etwas Fortschrittliches scheint es an der Weser nicht zu geben. Also gähnte ein unverschämt großes Loch in der Küche und schien ständig zu flöten: „Hallo, hier muß ein Herd hin.“ Schließlich muß man(n) sich ja auch noch neben dem eher seltenen traditionellen Backen wie etwa zu Weihnachten, diverse Tiefkühlpizzas, Fertiggerichte und ähnliches auf-Backen.
Jetzt kam die Rettung. Dem Loch in der Küche ist das Maul gestopft. Da steht jetzt etwas ganz Schnuckliges. Oben drauf sind zwei schwarz schimmernde Kochplatten. Und darunter ein ganz klitzekleiner, süßer Backofen. Der macht lässig seine 250 Grad und hat sogar einen Grill. Da wird das Leben wieder lebenswert, die Pommesbuden uninteressant, ja sogar die Gerichtskantine lockt nicht mehr. Und besorgt hat das gute Stück - na wer schon? Die Hauseigentümerin. Dafür wird sie auch zum ersten selbst(auf)gebackenen Kuchen eingeladen. Versprochen! Jens Tittmann
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