Der drittletzte Spieltag der Liga: Nürnberg macht den Abstieg spannend
Der Club gewinnt klar gegen Duisburg. Nach Rostock muss nun also auch Duisburg auf ein Wunder hoffen, um nicht abzusteigen. Derweil minimiert Leverkusen seine Chancen auf Europa.
NÜRNBERG/BERLIN dpa/taz Totgesagte leben länger: Mit einer souveränen Vorstellung im Abstiegs-Endspiel gegen den MSV Duisburg hat sich der 1. FC Nürnberg wieder bis auf einen Punkt an den Klassenerhalt herangekämpft. Durch Tore von Angelos Charisteas (9.) und Javier Pinola (32.) gewann der Club am Mittwoch mit 2:0 - und verdrängte die "Zebras" von Platz 16 der Liga.
Gelingt den nur noch einen Zähler hinter Arminia Bielefeld zurückliegenden Nürnbergern am Samstag auch noch ein Sieg bei Hertha BSC, könnte der auf einem Transparent geäußerte Wunsch der Anhänger ("Erspart uns Fürth!") doch noch in Erfüllung gehen. Dagegen kann den MSV, der am Wochenende Meister Bayern München erwartet, bei drei Punkten Rückstand auf Rang 15 wohl nur noch ein Wunder vor dem 6. Abstieg aus dem Fußball-Oberhaus retten.
"Wir sind wieder da und werden kämpfen bis zum Ende", sagte Club-Angreifer Jan Koller, der eine spielerisch wie kämpferisch tadellose Leistung bot. Dagegen war Duisburgs Keeper Tom Starke angefressen: "Ich bin stinkesauer, was wir hier abgeliefert haben. Das war von der ersten Minute an absolut katastrophal."
Die Ergebnisse:
Karlsruher SC - Energie Cottbus 1:1
VfL Bochum - FC Schalke 04 0:3
Borussia Dortmund - VfB Stuttgart 3:2
Hannover 96 - Hansa Rostock 3:0
Bayern München - Arminia Bielefeld 2:0
Eintracht Frankfurt - VfL Wolfsburg 2:3
1. FC Nürnberg - MSV Duisburg 2:0
Hamburger SV - Werder Bremen 0:1
Bayer Leverkusen - Hertha BSC 1:2
Die Tabelle:
1. Bayern München 61:18 70
2. Werder Bremen 68:44 60
3. FC Schalke 52:32 58
4. Hamburger SV 40:24 51
5. VfB Stuttgart 55:51 51
6. Bayer Leverkusen 55:38 48
7. VfL Wolfsburg 50:44 48
8. Hannover 96 49:50 46
9. Karlsruher SC 37:43 43
10. Eintracht Frankfurt 39:47 43
11. Hertha BSC 37:40 41
12. Borussia Dortmund 46:56 39
13. VfL Bochum 44:51 38
14. Energie Cottbus 33:52 33
15. Arminia Bielefeld 31:56 32
16. 1. FC Nürnberg 35:48 31
17. MSV Duisburg 32:48 29
18. Hansa Rostock 27:49 27
Vorletzter Spieltag:
Samstag, 10.05.2008
Karlsruher SC - VfL Bochum
FC Schalke 04 - Eintracht Frankfurt
Arminia Bielefeld - Borussia Dortmund
Energie Cottbus - Hamburger SV
Hertha BSC - 1. FC Nürnberg
Hansa Rostock - Bayer Leverkusen
MSV Duisburg - Bayern München
VfL Wolfsburg - VfB Stuttgart
Werder Bremen - Hannover 96
Von Druck und Abstiegsangst war bei den Franken nichts zu spüren. Nürnberg lieferte eine seiner besten Saison-Leistungen und feierte völlig verdient den ersten Heimsieg gegen einen Konkurrenten im Kampf um den Liga-Verbleib. Coach Thomas von Heesen setzte voll auf die Karte Offensive. Vor allem die Hereinnahme von Charisteas, der zuletzt nicht mehr in der Startelf zum Zuge gekommen war, zahlte sich aus. In der 9. Minute setzte der griechische Europameister am rechten Flügel zu einem Solo an, schüttelte drei MSV-Abwehrspieler ab und traf zu seinem sechsten Saisontor. Der frühe Treffer verlieh dem FCN Rückenwind. Anders als im Spiel gegen Bielefeld, in dem eine 2:0-Führung verspielt wurde, behielt der Club auch in der zweiten Hälfte die Kontrolle über das Spiel.
Leverkusen schwächelt - "als hätten sie eine Bleiweste an"
Derweil verlor Bayer Leverkusen Zuhause nach einer blamablen Leistung 1:2 gegen Hertha BSC. Damit könnte Bayer erstmals seit der Saison 2003/2004 im Kampf um einen UEFA-Cup-Platz zu scheitern. In der ausverkauften BayArena erzielten Marko Pantelic (26. Minute) und Sofian Chahed (68./Foulelfmeter) die Tore für den Fußball-Bundesligisten von der Spree. Der Anschlusstreffer von Lukas Sinkewiecz kam zu spät (90.). Darüber hinaus muss Bayer 04 in den letzten beiden Partien ohne Torjäger Stefan Kießling auskommen, der wegen einer Tätlichkeit die Rote Karte (61.) sah. Bitter auch deshalb, weil Kießling noch immer auf eine EM-Nominierung hofft.
Die Werkself, die am 25. Spieltag noch auf Rang drei lag und von der Champions League träumte, muss nun sogar um den Einzug in den UI-Cup bangen. Für die Berliner ist es der erste Sieg in Leverkusen nach vier Spielen. "Die Luft ist momentan irgendwie raus", sagte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler, "die Spieler spielen, als hätten sie eine Bleiweste an."
Die verunsicherten Leverkusener spielten einen regelrechten Angsthasen-Fußball mit vielen Abspielfehlern und zu wenig kämpferischer Energie, was die Fans auf die Palme brachte. Bereits in die Halbzeitpause verabschiedeten die Fans die müden Spieler mit einem Pfeifkonzert. Nach dem Wiederanpfiff waren die Gastgeber zwar bemüht, durch Einsatz noch einmal das Ruder herumzuwerfen, wirkten in vielen Aktionen aber hilflos und ungelenk.
Wolfsburg hofft auf Europa
Dagegen hofft der VfL Wolfsburg weiter auf einen Platz im internationalen Wettbewerb. Dank des 3:2-Erfolges bei den Hessen liegt das Team von Trainer Felix Magath zwei Spieltage vor Saisonschluss mit 48 Punkten aussichtsreich auf dem siebten Platz der Fußball-Bundesliga und hat sogar noch den Einzug in den UEFA-Cup im Visier. Vor 45.300 Zuschauern erzielten Grafite (4. Minute), Marcel Schäfer (28.) und Edin Dzeko (79.) am Mittwochabend die Tore für die Gäste. Ioannis Amanatidis (22.) per Foulelfmeter und Markus Weissenberger (61.) glichen zwischenzeitlich jeweils aus.
"Es war ein Sieg der Moral", sagte VfL-Coach Felix Magath und korrigierte gut gelaunt die Saisonziele nach oben: "Jetzt wollen wir in den UEFA-Cup."
Bayern souverän - Bielefeld muss nun zittern
Im ersten Spiel nach dem 21. Titelgewinn hat der FC Bayern München seinen Anhängern einen Sieg geschenkt und zugleich die Zitterpartie von Arminia Bielefeld im Abstiegskampf verschärft. Vor den Augen von Logen-Gast Jürgen Klinsmann feierte der neue deutsche Fußball-Meister am Mittwochabend einen zwar nicht berauschenden, aber ungefährdeten 2:0-Heimerfolg.
"Es war ein komisches Spiel, wir hatten nicht mehr die große Anspannung", kommentierte Trainer Ottmar Hitzfeld. "Das 2:0 geht in Ordnung." Die Tore erzielten der erneut herausragende Franzose Franck Ribéry (26. Minute) und Nationalstürmer Lukas Podolski (47.).
Der Bielefelder Vorsprung auf einen Nichtabstiegsplatz ist nach der 16. Saison-Niederlage dagegen vor den letzten zwei Spieltagen auf einen Punkt geschrumpft. "wir haben verdient verloren", sagte Bielefelds Mittelfeldspieler Rüdiger Kauf nach der Niederlage. "Wir denken jetzt an das Heimspiel gegen Dortmund - mit den Fans im Rücken packen wir das."
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