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Der designierte Präsident und das NetzGauck schreibt wie ein Außenseiter

Joachim Gauck schreibt im Vorwort für eine Studie über Internetnutzung, das Netz bedrohe Grundrechte. Er selbst scheint allerdings ein Netz-Laie zu sein.

Noch zu sehr aus der Papier-Ära, um ein digitaler Einheimischer zu sein: Joachim Gauck. Bild: dpa

Das „Deutsche Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet“ (Divsi) stand in dieser Woche vor einem Problem: Es hatte das renommierte Sinus-Institut gebeten, die digitale Gesellschaft in soziale Milieus einzuteilen, doch gerade als es Zeit war, die daraus entstandene Studie der Öffentlichkeit vorzustellen, stand das Divsi ohne seinen Schirmherren Joachim Gauck da. Dieser war plötzlich mal wieder zum Kandidaten für das Bundespräsidentenamt gemacht worden.

Gauck hatte vor seiner Nominierung aber noch Zeit, das Vorwort der Studie zu schreiben, das ein interessantes Licht auf sein Verhältnis zum Internet wirft. Damit nicht wieder die halbe Nation das komplette Zitat herauszusuchen braucht, gibt es den entscheidenden Absatz direkt in voller Länge:

„Das weltweite Internet bietet alle Voraussetzungen, um die in den ersten zehn Artikeln unserer Verfassung verankerten Grundrechte aller Bürger in diesem Land auszuhöhlen. Dies gilt insbesondere für das Recht auf freie Meinungsäußerung und Pressefreiheit in Artikel Fünf – eine wesentliche Grundlage unserer funktionierenden Demokratie – und es gilt letztlich auch für den Kernsatz unserer Verfassung, den Artikel Eins des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

Erklärende Worte darüber, wie oder warum das Netz unsere Grundrechte bedroht, findet man in Gaucks Vorwort nicht. Anscheinend dachte der Autor – bei Vorworten in Studien darf man zurecht die Frage stellen, ob sie auch wirklich derjenige geschrieben hat, dessen Foto daneben steht – der Absatz würde sich von selbst erklären. Tut er aber nicht.

Kaum ein Grundrecht bedroht

Wie kann das Internet „insbesondere“ die Meinungs- und Pressefreiheit aushöhlen? „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.“ So lautet der erste Satz dieses Grundrechtes. „Und dem Internet sei dank“, so könnte man ihn sinnvoll ergänzen, „hat heute nicht nur jeder das Recht dazu, sondern auch die Möglichkeit.“

Das einzige der ersten zehn Grundrechte, das tatsächlich durch das Internet bedroht wird, ist Artikel Zehn, in dem das Brief- und Postgeheimnis festgelegt ist. Bei anderen Grundrechten spielt das Internet entweder keine Rolle, etwa bei der Religionsfreiheit, oder scheint diese Rechte sogar noch zu stützen.

Man könnte zum Beispiel mal die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz in Kairo fragen, ob das Internet ihrer Meinung nach die Versammlungsfreiheit bedroht. Oder nehmen wir das Recht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit, wie es in Artikel Zwei festgelegt ist.

Das Internet hat vielen Menschen überhaupt erst die Möglichkeit gebracht, ohne großen Aufwand Gleichgesinnte zu treffen, und so ihre Persönlichkeit zu entfalten – auch wenn das im Einzelfall bedeutet, sich Chatroulette-Schwänze anzusehen. Welche Entfaltungsmöglichkeiten uns das Netz genommen hat oder nehmen könnte, ist dagegen schwer nachzuvollziehen.

Ein digitaler Außenseiter?

Der zitierte Absatz wurde dem Vorwort einer Studie entnommen, welche die digitale Gesellschaft in soziale Milieus unterteilt. Doch in welche dieser Gruppen kann man unseren künftigen Bundespräsidenten denn nun einordnen?

Auf den ersten Blick sieht alles danach aus, dass Gauck dem Milieu der ordnungsfordernden Internet-Laien angehört – also dem Milieu der digitalen Außenseiter, das dem Netz generell mit Skepsis begegnet und nach einem starken Staat schreit, der es in die Schranken weist. Damit würde man Gauck aber nicht gerecht.

Nirgendwo in seinem Vorwort erwähnt er den Staat oder verlangt von ihm, das Netz zu regulieren. Ganz im Gegenteil appelliert er an die Verantwortung des einzelnen Nutzers: „Die Unendlichkeit im Netz hört spätestens dort auf, wo wir klären müssen, wie viel Risiko, wie viel Verantwortung und wie viel Freiheit meiner Aktivitäten im Netz ich mir selbst zutraue. Eine Entscheidung, die letztlich jeder User für sich allein treffen muss.“

Gauck stellt also die Verantwortung des Einzelnen in puncto Sicherheit über die Verantwortung des Staates. Damit ist er weit vom Milieu der ordnungsfordernden Internet-Laien entfernt. Man trifft diese Einstellung sogar meist bei digitalen Eingeborenen an. Zu denen kann Gauck zwar schon alleine aus Altersgründen nicht zählen, man darf aber dennoch hoffen, dass dem künftigen Bundespräsidenten nicht nur die Freiheit im analogen Raum wichtig ist.

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27 Kommentare

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  • M
    MyName

    Den Irokesenmann würde ich aber auch nicht unbedingt als Präsi haben wollen. Aber wirklich mal ÜBERHAUPT nicht. Eher würde ich Schäuble dort haben wollen, damit er keinen Unfug mehr anstellen kann. Außerdem ist letzterer alt genug, dass der Ehrensold nicht allzu kostenintensiv wird.

  • KK
    Karl K

    @von viccy:

    Der wiedergegebene Absatz ist einfach nur peinlich. Man gewinnt den Eindruck eines weltfremden Dinosauriers aus grauer Vorzeit. Aber mit sakralem Tonfall... Das kann ja heiter werden."

     

    Ja, das find ich auch.

    Aber es ist ja nicht die einzige fossile Variante!

     

    Sein Sohn Christian Gauck in der FAS:

    "Und er wird auch zu sozialer Gerechtigkeit und Solidarität viel sagen. Nur der Vorstellung, dass beides nur mit Gleichheit zu erreichen sei, wird er energisch widersprechen"

    Mit Verlaub, aber das fällt noch hinter den Slogan der

    Französischen Revolution

    "Liberté, Fraternité, Egalité",

    unverichtbare Grundlage jeder bürgerlichen Demokratie, zurück!

     

    Gauck de Gauch; mal sehn, was noch alles so kommt!?

  • EA
    Enzo Aduro

    Wenn wir einen Netz Profi wollten dann würden wir den mit dem roten Irokesen als Präsi wählen.

  • P
    pablo

    ganz schlechtes vorwort das gauck da produziert hat. er hat sich nicht schlau genug gemacht über die benutzung des internet, er geht einzig auf die "gefahren" ein und für einen freiheits liebenden menschen viel zu wenig auf das was das internet an freiheiten gibt.

  • DJ
    Dirk J.

    @womue:

     

    "wäre er kein Christ und kein Demokrat, würde ihn der Verfassungsschutz beobachten."

     

    Und wäre der Hahn ein Fuchs, würde ihn der Jäger beobachten.

    Mannomann, es würde sich lohnen, die Ergüsse mancher Gauck-Hasser zu sammeln und in einem Humorbändchen zu veröffentlichen.

  • AB
    Arne Babenhauserheide

    @Gregor Gebauer: …oder, die Taz hat sehr gute Gründe dafür, Herrn Gauck zu kritisieren. Und nennt sie sogar, was manchen Leuten wohl nicht gefällt.

  • AB
    Arne Babenhauserheide

    @grafkoks2002: Erstens darf der Autor des Artikels nicht komplett zitieren. Ist urheberrechtlich verboten.

     

    Zweitens wird das Vorwort leider nicht besser, wenn man es ganz liest.

     

    Er redet über Datenschutz als ein Problem, kommt dann aber schnell darauf, dass das Internet ein Problem für das Recht auf freie Meinungsäußerung ist.

     

    Nur ist das leider weder begründet, noch irgendwie motiviert.

     

    Erst Pseudo-Intellektuelle Sprachkritik. Machen wir die mal konkret: „Datenschützer haben in unserer Sprache einen viel zu guten Namen.“ Anders gesagt: Er findet, wir sollten abschätziger über die Leute reden, die es teilweise wagen, sich mit Großkonzernen anzulegen.

     

    Danach gleich gegen das ganze Internet. Ist ja nicht so, als würde er keine saubere Argumentationslinie beherrschen. Erst Angst schüren und diejenigen unterschwellig angreifen, die das Internet für uns sicherer machen. Dann das Internet als ganzes angreifen.

     

    Und schlussendlich auch mal das Wort Menschenwürde benutzen. Vielleicht hat er ja mitbekommen, dass manche Leute nicht so glücklich darüber sind, dass er Freiheit über Menschenwürde stellt. Also bedroht das Internet die Menschenwürde. Denn wenn er davor warnt, dass die Menschenwürde bedroht ist, zeigt das ja, dass er ein Freund der Menschenwürde ist.

     

    Aber zum Glück findet er gleich wieder zur Freiheit zurück. Die durch das Internet bedroht ist.

     

    Auch interessant: In der Studie sind unter den Digital Natives keine Leute, die Datenschutz fordern. Die werden den Digital Immigrants zugerechnet. Also zum Beispiel Leute von der Electronic Frontier Foundation oder der Free Software Foundation. Waren das nicht diejenigen, die das Internet wie es heute ist mitgestaltet haben?

     

    Dass hier diejenigen, die die Risiken des Internets kennen, als diejenigen angesehen werden, die weniger im Internet zu Hause sind, spricht für eine bestimmte Sicht des Internets. Genau wie die Interpretation der Fragen:

     

    „Anbieter und Dienstleister im Internet sollten verpflichtet werden, die Haftung für Schäden zu übernehmen.“

    wird gedeutet als

    „Aktive Sicherheitsorientierung aufgrund von Misstrauen und Gefühl der Bedrohung.“

     

    Es könnt aber schlicht und einfach auch ein Erfahrungswert sein, der sich mit einem langen Leben im und mit dem Netz einstellt.

  • H
    hallo?

    Für diejenigen, die nicht verstehen, was mit der zitierten Textstelle vielleicht gemeint sein könnte, sei der heute in der taz erschienene Beitrag "Twitterbot zum Verlieben" einmal als Anregung verlinkt (zum Thema Meinungsäußerungsfreiheit, Menschenwürde etc.):

    http://www.taz.de/Automatisierte-Profile-in-Online-Netzwerken/!88988/

  • V
    viccy

    @ Herr Gebauer

    Mal schauen, ob Herr Gauck wirklich "um zwei Klassen besser" als sein Amtsvorgänger sein wird. Im Gegensatz zu Ihnen meinen anscheinend aber viele Menschen, dass dies gegenwärtig noch mitnichten "keine Frage" ist.

  • C
    Celsus

    Die taz schreibt, was von den Äußerungen des Herrn Gauck zu halten ist und das vollkommen ungerührt von dem Amt, dass der Mann wohl bald ausüben wird. Udn das finde ich auch gut so. Wer sich in die Diskussion mit einem Beitrag einbringen will, darf egal wie hoch seine Position formal sein sollte, in der Demokratie nicht mit Kritiklosigkeit rechnen.

     

    Würde ein unbedeutender Mann die gleichen Äußerungen an seinem Stammtisch machen, würde es die taz nicht jucken. Aber ein Mann in der kommenden Funktion darf eben nicht ungestraft Unfug reden. Das muss so sein und ist auch kein Privatkrieg. Es geht vielmehr darum, die öffentliche Meinung vor Niveaulosigkeit und Dummheit zu retten.

  • M
    Mpunto

    Ich denke immer noch, dass es die Aufgabe von Journalisten ist, bei Fragen, z.B. zu den Äusserungen von Herrn Gauck, nach Antworten zu recherchieren.

    Dass dies nicht die Aufgabe ist von "Netzverstehern" ist, wird in diesem Artikel deutlich.

     

     

    Die Fragen die Herr Gauck aufwirft sind zu bedeutend um sie so zu behandeln wie Herr Fischer es tut.

    Nur so viel: "Digital Natives" sind die, die nichts anderes kennen als digitale Medien. Und die bestehen aus "Wegwerfbildern" und "Wegwerfinformationen" wie David Gelernter es neulich im Tagesspiegel formulierte.

    Wer jetzt immer noch keine Idee entwickeln kann was zum Teufel wohl diese Grundrechte bedrohenden Tendenzen "in Netz" sein könnten, dem sei die Facebook-Nutzung der syrischen Geheimdienste als Anschauungsmaterial empfohlen. Oder die Facebook-Gruppe, die das Todesurteil für einen saudischen Twitter-Nutzer fordert.

     

    Das Fehlen jeglicher kritischer Reflektion auf "das Netz"" in diesem Artikel ist erschreckend. Er ist einer Taz nicht würdig.

  • V
    vantast

    Zu sowas hätte mein Vater gesagt: "Hättest du geschwiegen, hätte man dich vielleicht für einen Philosophen gehalten!"

  • V
    Volksverdummung

    Der usurpierte "FREIHEITBEGRIFF"!" - Die MOGELPACKUNG des Herrn Gauck...

    .

    Der Beurteilung Sebastian Fischers kann ich nicht folgen.

    Fischer schreibt:

    "Auf den ersten Blick sieht alles danach aus, dass Gauck dem Milieu der ordnungsfordernden Internet-Laien angehört – also dem Milieu der digitalen Außenseiter, das dem Netz generell mit Skepsis begegnet und nach einem starken Staat schreit, der es in die Schranken weist."

     

    Damit werde man Gauck nicht gerecht, behauptet Fischer, denn "nirgendwo in seinem Vorwort erwähnt er den Staat oder verlangt von ihm, das Netz zu regulieren."

    Er appelliere nur "an die Verantwortung der einzelnen Nutzer..." und erinnere daran, dass "...wir klären müssen, wie viel Risiko, wie viel Verantwortung und wie viel Freiheit meiner Aktivitäten im Netz" wir uns selbst zutrauen...(wollen/können).

    Fischer resümiert:

    "Gauck stellt also die Verantwortung des Einzelnen in puncto Sicherheit über die Verantwortung des Staates. Damit ist er weit vom Milieu der ordnungsfordernden Internet-Laien entfernt."

     

    ENTGEGNUNG:

     

    1. "Verantwortung des Staates" ?

    -

    Dass Gauck mit keiner Silbe auf bedrohte individuelle Freiheitsrechte durch staatliche "Internetreglementierungen" eingeht, spricht nicht für Gaucks Realitätssinn, oder für eine irgendwie geartete Bereitschaft, seinen "FREIHEITSBEGRIFF" konsequent auf das Individuum zu beziehen.

    -

    Staatliche Stellen sind -nicht erst seit heute- an jedem Telefon- u. INTERNETANSCHLUSS präsent!

    Die staatliche Überwachung sämtlicher elektronischer Kommunikation (Telefon, Fax, E-Mail) ist Realität.

    -

    Ohnehin ist festzustellen, dass selbst die "NACH-MS-DOS-Generation" es sich kaum aussuchen kann, ob Sie sich überwachen und fremdbestimmt reglementieren lassen will, oder nicht.

    -

    Ersichtlich ist, dass Gauck jede POSITIONIERUNG bezüglich der -gegenwärtigen und zukünftigen- "Überwachung u. Nutzung des Internetverkehrs" geflissentlich ausspart.

    -

    Das ist kein Zufall, denn dadurch erspart es sich Gauck, die GRENZEN SEINES EIGENEN FREIHEITSBEGRIFFS aufzeigen zu müssen.

    Folgerichtig thematisiert er auch nicht die "Verantwortung des Staates", z.B. auch für die freie Nutzung des Internets einzustehen und zu wirken (auch gesetzgeberisch!).

    .

    FAZIT:

    Angesichts der gegebenen ÜBERWACHUNGS- und REGLEMENTIERUNGSPRAXIS sollte man aus den thematischen AUSLASSUNGEN bei Gauck (in puncto Bedrohung der "Freiheit" durch staatliche Einflussnahmen) keine widersinnigen Schlüsse ziehen, oder sich Illusionen hingeben...

     

    2. "Verantwortung des Einzelnen" ?

    -

    Gaucks mahnender, pauschaler Hinweis auf die "Verantwortung des Einzelnen" bei der Nutzung des Internets ist eine PHRASE, ein sprachlicher "Allgemeinplatz", dem -aufgrund seiner Unbestimmtheit und inhaltlichen Unschärfe- prinzipiell jeder, aus den unterschiedlichsten Gründen, zustimmen könnte!

    Denn der "ordnungsfordernde Internet-Laie" (Milieu der risikoscheuen, digitalen Außenseiter), wie auch die "selbstbewussteren Nutzer" ("digitale Insidergenerationen", Nachgeborene der "Vor-MS-DOS-Generation") dürften sich IHRER Eigenverantwortlichkeit bewusst sein... (nicht nur im Internet).

    .

    Mein Fazit:

    Vom "HÜTER eines lebendigen FREIHEITSBEGRIFFS" hätte man ein konsequentes Einstehen für die FREIHEITSRECHTE aller Bürger im Netz erwarten können. Das hätte aber auch erfordert, öffentlich einzugestehen, dass -nicht nur- die "Netzbürger" einem staatlichen Generalverdacht ausgesetzt sind.

     

    3. Von der praktischen "Verantwortung eines DEMOKRATIELEHRERS"...

    -

    Sebastian Fischer vergleicht Gaucks Aussagen über die "die Verantwortung des Einzelnen in puncto Sicherheit" MIT einem NICHTS, nämlich nicht existierenden Aussagen Gaucks bezüglich der "Verantwortung des Staates hinsichtlich einer sicheren Bürgerbenutzung des Internets".

    -

    Als Schirmherr mag Gauck die ERWARTUNGEN DER NETZWIRTSCHAFT bedient haben.

    Die ÜBERFÄLLIGE DEBATTE, die auch die FREIHEITSRECHTE DER NETZNUTZER nicht ausklammern darf, hat Gauck NICHT ANGESTOSSEN!

    -

    Im Angesicht politischer Geheimverträge (siehe ACTA) zwischen Konzernen und demokratisch "legitimierten" AUTOKRATEN in Brüssel und anderen Teilen der Welt hat sich der angebliche "Demokratielehrer" eines freiheitlichen VOTUMS ENTHALTEN...

    Gaucks Lavieren zwischen "Freiheit" und "autoritärer ORDNUNG" erinnert -ein ganz kleines bisschen- an Thomas Hobbes...

    .

    HESSE

    .

  • GG
    Gregor Gebauer

    Langsam finde ich es wirklich grotesk, wie die taz versucht eine Art Privatkrieg gegen Gauck zu führen. Er mag ja kein Messias sein, aber das er um Klassen besser ist als Wulff, steht doch ausser Frage. Das er ein eigenwilliger Kopf ist, war vor 2 Jahren genau das, was auch ihre Zeitung damals gelobt hat. Aber was schert mich mein Geschwätz von gestern.

     

    Und die momentane Aufregung im Internet über Gauck, zeigt ja sehr deutlich auch das Problematische am WorldWideWeb, kritikloses Abschreiben ohne Bezug, wohlfeiles Erregen der Berufsquerulanten. Man merkt deutlich, das manche Leute immer mehr Spass finden am Thrill im WWW, wenn dann das eine Thema sich erledigt, hat wirft man sich mit Verve aufs nächste.

     

    Leider hat man oft den Eindruck, das die sog. Schwarmintelligenz nicht immer einen sehr hohen IQ hat. Das sind Entwicklungen die sehr wohl kritisch begleitet und bewertet werden müssen. Gerade auch von der TAZ!

  • G
    Graureiher

    Gauck hat das schon völlig richtig verstanden und ausgedrückt. Das Internet ist eine Gefahr für die Pressefreiheit! Jedenfalls wenn man dem Gauckschen Freiheitsbegriff folgt und Pressefreiheit als die Freiheit weniger Leute begreift, ihre Meinung mittels der ihnen gehörenden Medien zur allgemeinen, öffentlichen Meinung zu erklären. Das Internet gefährdet die Macht dieser Medienmonopole und damit eine wesentliche Stütze der marktkonformen Demokratie. Gauck hat das erkannt und schlägt Alarm. Ein wirklicher „Freiheitskämpfer“!

  • W
    womue

    Gauck war Zeit seines Lebens in den geschützen Räumen der evangelischen Kirche unterwegs, er hat weder zu DDR-Zeiten den Zwang erlebt, eine produktive Arbeit ausüben zu müssen, noch weiß er, was ein Gang zum Arbeitsamt ist. Er weiß, wie man mit Worten agitiert und sabotiert, wie man subversiv und argumentativ Einfluß auf politische Prozesse und Entscheidungen gewinnt. Er ist sozusagen potentiell gefährlich, wäre er kein Christ und kein Demokrat, würde ihn der Verfassungsschutz beobachten. Die evangelische (nicht nur die) Kirche möchte aber auf allen Kanälen über die demokratische Meinungbildung hinaus Einfluß auf diesen Staat und seine gesellschaftlichen Strukturen gewinnen, das wird sogar offiziell zugegeben, während man sich bei Gegenangriffen gerne wieder in die vom Grundgesetz doppelt gesicherten Bunkerräume zurück zieht. Im Internet ist so etwas nicht möglich, und es ist nur verständlich, daß einer mit 72 Jahren solcherart verfestigter Lebenserfahrung darauf mit Verunsicherung reagiert. Was ich nicht verstehe, warum sich jemand, dem das Internet mehr oder weniger fremd ist, dazu überhaupt äußert. Im übrigen möchte ich trotz meiner Kritik nicht vergessen zu erwähnen, daß die Webseite evangelisch.de zu den liberalsten und vorbildlichsten zählt, die wir in Deutschland haben. So selbstverständlich ist das nämlich nicht. Das bedeutet, es gibt auch Evangelische, die sich fundierter hätten äußern können.

  • GH
    Gerd Heise

    naja, warten wir es erst mal ab, wenn "ACTA" zuschlägt, dann hat er allerdings Recht.

  • B
    Bernd

    2o Jahre Jahre zu spät kommt die Kandidatur Hrn. Gaucks zum Bundespräsidenten. Damals hätte er für das frisch wiedervereinigte Deutschland Wichtiges sagen können.Im digitalen 21. Jahrhundert ist die Denkweise von Herrn Gauck so passend wie eine Rikscha auf der Stadtautobahn. Er wird wie seine Vorgänger alsbald auf die Würde seines Präsidentenamtes pochen mussen, weil seine Unvernunft ihn objektiv würdelos macht.

    Schade, dass die Grünen mit Herrn Gauck mit Volldampf auf dem Weg in die Vergangenheit sind!

  • F
    freddi

    super, artikel - vielen dank dafür! das vorwort hat gauck doch niemals selbst geschrieben, sondern einfach nur seinen namen gegeben - und das ist mit so einem fehler (auszuhöhlen?!?!) natürlich schön nach hinten losgegangen.

  • V
    viccy

    Der wiedergegebene Absatz ist einfach nur peinlich. Man gewinnt den Eindruck eines weltfremden Dinosauriers aus grauer Vorzeit. Aber mit sakralem Tonfall... Das kann ja heiter werden.

  • N
    Neo

    Sie haben es auf den Punkt gebracht (Artikel 10, Literaturtipp Roman 1984 von George Orwell). Man koennte

    heute ohne weiteres einen Fortsetzungsroman schreiben (Arbeitstitel 2012) über Facebook, Google u.s.w)

     

    Neo, die Unbestechlichen

  • G
    Gast

    Anscheinend haben Sie die "Sieben Thesen zu Vertrauen und Sicherheit im Internet" derselben Studie übersehen. Dort ist unter Punkt 4 zu lesen:

     

    "Die Anonymität des Netzes und die damit erschwerte Arbeit der Justiz wird zunehmend für kriminelle Zwecke missbraucht."

     

    Und Punkt 6 lautet:

     

    "Bürger dürfen die Verantwortung für ihre Sicherheit nicht auf andere abwälzen.

    Wer ungeschützte Computer am Internet betreibt, handelt fahrlässig. Er gefährdet damit sich und andere. Staat und Wirtschaft sind allerdings in der Pflicht, die Öffentlichkeit nachhaltig über Gefahren aufzuklären.

     

    https://www.divsi.de/institut/sieben-thesen

  • F
    Fritz

    Vielleicht ist es ja doch noch ein bischen komplizierter. Wirst Du denn noch objektiv informiert, wenn Du eine personalisierte Zeitung beziehst? Nur so als Einstieg. Udo doi Fa bio hat darueber gut geschrieben. Vorratsdatenspeicherung ist dagegen Pipifax.

  • G
    grafkoks2002

    Ups, da muss dem Autor des Artikels ein kleines Fehlerchen unterlaufen sein. Er zitiert nämlich nur den ersten Absatz des Vorwortes. Es folgen aber noch ein paar - in denen der Herr Gauck seine Denke konkretisiert.

     

    Er schreibt: "Als Jürgen Gerdes, Briefvorstand der Deutschen Post, mich fragte, ob ich die Schirmherrschaft für die frisch gegründete gemeinnützige Gesellschaft unter dem Namen „Deutsches Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet“ (DIVSI) übernehmen möchte, habe ich einen Moment lang gezögert. Sicherheit im Internet, so war mein erster Gedanke, sei doch vor allem Aufgabe von kundigen IT-Technologen. Nun bin ich durchaus mit den modernen Mitteln elektronischer Kommunikation vertraut, aber für einen IT-Fachmann reicht es bei mir bei weitem nicht.

     

    Doch je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, desto schneller wurde mir klar – Sicherheit und Datenschutz im Internet ist nicht nur ein Problem der Technik. Das vermeintlich grenzenlose Internet stellt uns vor Fragen, die keine App für uns beantworten kann. Die Unendlichkeit im Netz hört spätestens dort auf, wo wir klären müssen, wie viel Risiko, wie viel Verantwortung und wie viel Freiheit meiner Aktivitäten im Netz ich mir selbst zutraue. Eine Entscheidung, die letztlich jeder User für sich allein treffen muss.

     

    Aller Anfang der Freiheit ist die Sprache, und schon verlassen wir das Feld der Software-Programmierer. Das gesamte Internet ist längst nicht mehr eine Techniker-Angelegenheit, sondern hat sich zu einer großen Kulturleistung entwickelt und prägt den Alltag der Menschen in erheblichem Ausmaß. Worte aus der vormaligen Fachwelt sind Allgemeingut geworden. So suggeriert der Begriff „Datenschutz“ ein Maß an Sicherheit, das es kaum gibt. Und Datenschützer können keine Daten schützen, sie können allenfalls kontrollieren, ob Daten hinreichend geschützt werden. Wir merken, wie wichtig es ist, auf die Exaktheit der Wörter genau zu achten, wenn es um Freiheit und Selbstbestimmung in der Welt des Internets geht, die täglich mehr unserer Zeit in Besitz nimmt.

     

    Das weltweite Internet bietet alle Voraussetzungen, um die in den ersten zehn Artikeln unserer Verfassung verankerten Grundrechte aller Bürger in diesem Land auszuhöhlen. Dies gilt insbesondere für das Recht auf freie Meinungsäußerung und Pressefreiheit in Artikel Fünf – eine wesentliche Grundlage unserer funktionierenden Demokratie – und es gilt letztlich auch für den Kernsatz unserer Verfassung, den Artikel Eins des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar.

     

    Um solche Gefahren für unser aller Freiheit künftig richtig einschätzen und Vertrauen in das Medium fördern zu können, müssen wir dem Internet und seinen Nutzern mehr Sensibilität, mehr Aufmerksamkeit und Forschung widmen. Dazu verhilft uns eine Institution wie das „Deutsche Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet“ – und deshalb unterstütze ich die Arbeit dieses Instituts.“

  • K
    KFR

    >... nicht wieder die halbe Nation das komplette Zitat herauszusuchen braucht

    eine vernüftige Quellen-Angabe und ein Link gehört aber heutzutage zum journalistischen Grundwissen; man "muss" und "darf" ja "derzeit noch" Texte nachschlagen, was natürlich auch und gerade die Gefährdung der Medien-Monopole und "Denk-Monopole" ala Gauck, Wulff, KT etc etc durch das Internet und den gemeinen ( unbedarft zu haltenden) Plebs dastellt.

  • W
    Walter

    Zu Gauck fällt mir in diesem Zusammenhang Dieter Nuhr ein: Wenn man keine Ahnung hat.... Aber was mir im Artikel missfällt, ist die Verwendung des Begriffs "Digitaler Eingeborener" (digital native). Diese Kategorie taugt nicht. Treffender sind die Kategorien "digital resident" (Digitaler Bewohner) und "digital visitor" (digitaler Besucher). Man kann auch mit 72 noch digital resident sein (Gauck ist es offensichtlich nicht) und mit 20 digital visitor (davon kenne ich etliche).

  • U
    ulrics

    Ich finde es falsch nach dem Alter zu gehen. Einige meiner Bekannten sind schon in reiferen Alter und bewegen sich im Netz genauso fit wie die Jüngeren. Das ist weniger eine Frage des Alters, sondern eher eine des Wollens.