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Archiv-Artikel

IMMER MEHR AFGHANEN SIND UNZUFRIEDEN MIT DER POLITIK DES WESTENS Der Widerstand wächst

„Wir versuchen, in neue Gebiete vorzustoßen und dort gute Regierungsführung durchzusetzen, aber das ist schwierig, wenn die Leute auf einen schießen“, sagte kürzlich ein US-Militärsprecher in Afghanistan der Washington Post. Eine gute Zusammenfassung der Lage am Hindukusch: Denn nachdem sich die Lage nach der Invasion durch US-geführte Truppen eine Weile zu beruhigen schien, nehmen nun Anschläge und Gefechte wieder zu.

Ein Grund dafür ist, dass die Herren des Opiums, die bislang im Norden des Landes weitgehend ungestört walten konnten, durch das Antidrogenprogramm der Regierung und immer mehr ausländische Soldaten ihre Machtstrukturen gefährdet sehen und Gegenreaktionen organisieren. Zudem dringen US- und Nato-Truppen seit einigen Wochen massiv in Regionen vor, in denen die Taliban bislang weitgehend ungestört Unterschlupf fanden. Dabei stoßen die westlichen Soldaten natürlich auf Widerstand. Dass die Taliban überhaupt wieder aktiver werden können, liegt auch daran, dass die anfängliche Sympathie der Zivilbevölkerung für die ausländischen Truppen rapide schwindet – was spätestens bei den Ausschreitungen in Kabul Ende Mai deutlich geworden ist.

Afghanistan, ein Land, das im Laufe seiner Geschichte immer wieder überfallen wurde, hat sich daran gewöhnt, mit den jeweiligen Besatzern Deals einzugehen: Man hält still, solange das Vorteile mit sich bringt. Nach der westlichen Invasion erwarteten die Afghanen Frieden, Sicherheit und einen schnellen Anstieg ihres Lebensstandards. Die internationale Gemeinschaft ist diesen – sicher teilweise überzogenen – Erwartungen nicht gerecht geworden. Aber ihre Vertreter, zivile wie militärische, erscheinen den Afghanen wie die neuen Herren im Land. So langsam, scheint es, kommen deshalb immer mehr Einheimische zu dem Schluss, dass der Deal für sie nicht vorteilhaft ist.

Um zu erahnen, was es bedeutet, wenn diese Ansicht sich durchsetzt, reicht ein Blick in die Geschichte. Der Widerstand in Afghanistan, der jetzt immer stärker aufflammt, könnte sich als zählebiger erweisen als der im Irak. ANTJE BAUER