: Der Vorhang bleibt zu
■ Das britische Theater steckt in der Krise
Es geschieht nicht oft, daß ein Theater seine Zuschauer aussperrt, die Royal Shakespeare Company (RSC) aber tut es notgedrungen: Nach der letzten Aufführung von Peter Flannerys Stück „Singer“ am vergangenen Samstag werden die beiden Londoner Bühnen der RSC im Kulturzentrum Barbican vier Monate lang dunkel bleiben. Die angesehene Shakespeare-Truppe ist in Geldnot. Mit der Schließung soll ein Defizit von umgerechnet fast neun Millionen Mark um knapp vier Millionen Mark reduziert werden.
Die RSC, neben dem National Theatre am Südufer der Themse die wichtigste Bühne des Landes, ist mit ihrer spektakulären Aktion nur die Spitze des Eisberges — landauf, landab stecken die britischen Theater in einer schweren Finanzkrise. Eine vergangene Woche gestartete Kampagne, „Herbst 1990“, mit den führenden Intendanten, Regisseuren und Schauspielern des Landes an der Spitze, will versuchen, die Öffentlichkeit zu mobilisieren. Von den 32 Truppen mit festem Haus, die staatliche Subventionen erhalten, sind 30 in den roten Zahlen, am gewaltigsten das Royal Opera House Covent Garden mit nahezu 15 Millionen Mark. Die Subventionen, obwohl nicht eigentlich gekürzt, haben mit der Inflation nicht Schritt gehalten. Das Königliche Opernhaus sagte in dieser Spielzeit schon zwei geplante Neuinszenierungen wegen Geldmangels ab, künstlerisch so bedeutende Londoner Bühnen wie das Young Vic und das Royal Court, standen kurz vor der Schließung, andere, hauptsächlich freie Truppen wie Joint Stock, mußten das Handtuch werfen. Richard Eyre vom Nationaltheater warnt schon jetzt, daß auch sein Haus schließen muß, wenn nicht drastische Maßnahmen getroffen werden. dpa
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