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Der Streit der Woche in der SonntazVerschlafen die Gewerkschaften die Krise?

Der 1. Mai des Jahres 2009 steht vor der Tür: Der Tag der Arbeit, mitten in der Wirtschaftskrise, in deren Folge schon jetzt unendlich viele Arbeitsplätze vernichtet wurden. Und die Gewerkschaften?

Forderungen auf Buttons gedruckt - reicht das noch in Zeiten der Finanzkrise? Bild: dpa

Die Regierung spannt Rettungschirme auf, die Bosse stehen am Pranger, nur von den Anwälten der Arbeitnehmer, den Gewerkschaften ist nichts zu hören - außer der Forderung nach immer neuen Konjunkturpaketen. Was machen die eigentlich? Schlafen?

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13 Kommentare

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  • H
    Hank

    Ich kann dieses krude "Gewerkschafts-Bashing" ehrlichgesagt nicht mehr hören! Wie kann man von den Gewerkschaften erwarten, dass sie sich als einzige Kraft gegen den (damaligen) Zeitgeist und mächtige Verbände samt deren Pressure Groups stellen, während der Rest der Gesellschaft friedlich schlummert oder sich sogar von dem Geschwurbel professioneller "Spin Doctors" einlullen lässt?

  • DH
    Dr. Hans

    Gewerkschaften sollte zunächst einmal im eigenen Laden für Ordnung sorgen. Wenn man sieht was sich beispielsweise in Vorpommern abspielt, verliert man den Glauben und die letzte Sympathie. Mehr unter labournet.de und sassnitzer-kogge.de im Forum Skandal in Greifswald

  • BH
    bernd hudelmaier

    FRANK BSIRSKE beklagt zurecht die kapitalistische Finanzkrise und die sich abzeichnenden Folgen einer massiven Wirtschaftskrise mit Massenarbeitslosigkeit, Einkommensverluste etc. Statt aber die Steigbügelhalter einer kapitalistischen Wirtschafts- und Finanzordnung - der großen Koalition und deren (neo)liberalen Komparsen in der Opposition anzuflehen, sollte er gewerkschaftliche Positionen und Maßnahmen propagieren, die der Krise entgegengesetzt werden können. Wie wärs statt abstraktem DGB-Gefasel vom fairen Lohn zum 1.Mai der bestehenden Kurzarbeit und der drohenden Massenarbeitslosigkeit konkret die Forderung nach massiver Arbeitszeitverkürzung, wie auch vom verdi Bundeskongress gefordert, Taten folgen zu lassen und die 30-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich gerade in diesen Krisenzeiten auf das gewerkschaftliche Panier zu setzen.

    Statt "diese Politik der Flickschusterei" zu beklagen, sollte der große Vorsitzende von verdi die gewerkschaftlichen Kräfte für die 30h-Woche mobilisieren, statt wie die Schlange vor dem Karnickel untätig aber flehentlich um Kurzarbeit bettelnd zu sitzen: um

    den Jahren permanenter Arbeitsplatzvernichtung ein geeignetes gewerkschaftliches Instrument entgegenzusetzen.

  • KK
    klaus keller

    die gewerkschaften schaffen es nicht einmal durchzusetzen das für gleiche arbeit gleicher lohn gezahlt wird (stichwort externe personaldienstleister ,leiharbeiter etc)

     

    forderung eines mindestlohns mit hilfe eines generalstereiks,(allenfalls am 1.mai aber nicht beim öpnv lol)

    nicht in deutschland

     

    die gewerkschafter sind oft nicht einmal teil der linken da sie diese für die schmuddelecke halten

     

    und immerwieder wechsln sog. gewerkschafter vom aufsichtsrat in den vorstand ohne das man sie aus dem fenster wirft.

     

    bei opel wehrt man sich gegen den einstieg von fiat?: seit wann fragt man die kälber an welchen meztger sie verkauft werden wollen?

  • GS
    Günter Schütz

    Die Gewerkschaften haben in der heutigen Staatsform keine Existenzberechtigung mehr. Die Rechte der Arbeitnehmer sind weitestgehend gesetzlich geregelt und Agitation im Unternehmen schadet nur. Ob es genügend und fair bezahlte Arbeitsplätze gibt, regelt der Markt, weder die Politik noch die Gewerkschaft. Es kann in der jetzigen globalen (weltweiten) Situation nicht sein, dass Arbeitsplätze "auf Teufel komm raus" gesichert oder erhalten werden. Wohin das führt, haben wir gesehen. Was verbessert werden könnte, wäre der Transfer innerhalb der Objekte der Volkswirtschaft. Und von unendlich vielen Arbeitsplätzen zu sprechen, die angeblich "vernichtet" wurden, zeugt von mangelhaften Mathematik-Kenntnissen. In einer so spezialisierten Gesellschaft wie unserer (und einiger anderer) ist ein relativ (im Verhältnis zu früher) hoher Anteil an Arbeitslosen normal. Damit sollten wir umgehen, nicht den Arbeitsplätzen nachtrauern, die sowieso niemand gebraucht hätte. Aus meiner mehr als 40-jährigen Erfahrung als Arbeitnehmer kann ich sagen, dass manche/r Erwerbstätige mehr davon hätte, zuhause zu bleiben als sich durch den Arbeitsalltag zu kämpfen. Das wäre für die Leute besser und auch für die Unternehmen.

  • SN
    Scharsich Nikolai

    In Frankreich werden Bosse als Geiseln genommen weil die Arbeiter um ihre Existenz fürchten. In Deutschland druckt der artige Fliessbandarbeiter sich ein "revolutionär" grellbuntes Opel-Solidaritäts T-Shirt und bettelt auf den Knien um Gnade. Zwei Länder zwar, mit grundsätzlich nicht zu vergleichender Protesthistorie aber dennoch beachtlich. Treiben in Frankreich die Gewerkschaften die Menschen auf die Strasse und animieren zum Protest bevor es zu spät ist, werden die deutschen Gewerkschaftler von Ihren Führern hingehalten und zur Ruhe ermahnt. "In der Ruhe liegt die Kraft"... nur ob Konfuzius selbst auch, in Zeiten von Lohnkürzungen und Arbeitsplatzverlust, die Ruhe bewahren würde?

  • DK
    Daniel Koster

    Den Tag der Arbeit begeht der DGB und die Gewerkschaften unter seinem Dach jedes Jahr mit einem Motto, so auch dieses Jahr: Arbeit bei fairem Lohn für alle. Also Arbeit für alle und fairer Lohn für alle. Die aktuelle Krise kommt in Deutschland vor allem daher, dass die deutsche Wirtschaft auf dem Export beruht(e). Die Gewerkschaften fordern seit Jahren die Binnennachfrage zu stärken, zum Beispiel durch den allgemeinem Mindestlohn. Aber das Volk hört lieber auf Parolen wie "Sozial ist, was Arbeit schafft" (Beschluss der CDU/CSU von 2003). Das Volk bekommt die Regierung, die es sich verdient. Wer schläft da eigentlich? Ach ja, und aus was bestehen eigentlich Gewerkschaften?

  • GU
    glaser ulrich

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    die deutschen gewerkschaften haben es in den letzten jahren gut verstanden, ihren stellenwert im wirtschaftmachtgefüge zu stabilisieren. Leider hatten sie dabei nicht ausschliesslich das wohl des arbeitnehmers im blick.

    Wie sonst lässt es sich erklären, dass im vergleich entsprechender europäischer länder Deutschland das schlusslicht i.s. lohnzuwächse im letzten jahrzehnt innehält.

    Wie sonst lässt es sich erklären, dass der exportweltmeister Deutschland die aus dem exportüberschuss resultierenden enormen gewinne (bei durchaus nicht herausragenden reinvestitionsbemühungen) so ungerecht verteilen konnte, dass sich die schere zwischen reich und arm in immer stärkeren masse öffnete.

    Ruhe im staat ist nicht der gewerkschaften erste pflicht.

    Einmal mehr über den tellerrand nach Frankreich zu schauen wäre vielleicht hilfreich, um den historischen roten faden, die interessen der jeweiligen arbeitnehmer kämpferisch durchzusetzen ,wieder aufzunehmen.

  • A
    anke

    Erstens: Noch sind die Arbeitsplätze, die verloren gehen (ob nun durch DIE Krise oder durch ganz normale Unfähigkeiten) durchaus zu zählen. Es sind also nicht unendlich viele.

     

    Zweitens: Die Pranger, an denen die Bosse angeblich stehen, stehen ihrerseits unter den Schutzschirmen der Regierung. Wirklich dem Regen ausgesetzt ist also keiner der wenigen ausgewählten Bosse, die die Medien sich vorknöpfen.

     

    Drittens: DIE Gewerkschaften gibt es nicht. Die Gewerkschaften nämlich sind strukturell genau so defekt, wie die übrige Gesellschaft. Das einfache Gewerkschaftsmitglied hat exakt das selbe Führungskräfteproblem, das auch der einfache Opelbandarbeiter und der einfache Bankschalterbeamte haben: Den letzten beißen die Hunde. Will heißen: So groß, dass jeder darunter Platz hat, können die Regenschirme der Regierung gar nicht sein. Was auch in der aktuellen Situation hilfreich bleibt, sind angespitzte Ellenbogen. Das Motto der Stunde lautet ganz offensichtlich nicht: "Alle in ein Boot!", sondern: "Jeder ist sich selbst der Nächste!"

     

    Teile und herrsche.

  • H
    hto

    Der 1. Mai - Tag der Arbeit / "Arbeit macht frei" - Bewußtseinsbetäubung mit der man nicht kollaborieren sollte.

  • A
    AstraFan

    Also ich finde Gewerkschaften nicht unbedingt schlecht... Nur das es eben nicht die gewrkschften des DGB etc. sein sollten. Persönlich tendiere ich eher zur FAU. Siehe hier zu www.fau.org

    Die FAU ist eine anarcho-syndikalistische Gewerkschaftsföderation, die aus lokalen Syndikaten und Gruppen besteht.

  • A
    Amos

    Wer braucht noch Gewerkschaften? Die Wirtschaft macht mit den Arbeitern ohnehin was sie will und

    Gewerkschaften setzten sich nur da ein, wo die meisten Beitragszahler zu finden sind-, hauptsächlich in Großkonzernen. Für diejenigen, die

    eigentlich einen Beistand bräuchten - wie Zeitarbeiter- setzt sich die Gewerkschaft doch überhaupt nicht ein. Die bringen kein Geld ins Gewerkschaftssystem. Es geht doch hauptsächlich darum so viel Geld einzunehmen, dass man sich eine Hybris schafft, die sich selbst trägt.

    Selbst in gewerkschaftseigenen Betrieben gibt es Menschen, die für Hungerlöhne arbeiten müssen.

    Und was macht es jetzt für einen Sinn, großen Einsatz zu zeigen, wo alles vom Staat gerettet werden muss, weil man in der Zeit geschlafen hat?

  • H
    hto

    Kollaboration, mit dem System von Bewußtseinsbetäubung in "Arbeit macht frei", bedeutet nicht schlafen, sondern Kompromissbereitschaft zur Hierarchie im Wettbewerb um materialistische "Absicherung", was ja irgendwie alle tun - zeitgeistliche Dummschwätzerei!