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Der Stil der Stillosigkeit

■ Erste umfassende Christian Rohlfs Ausstellung in Weimar

In Deutschland und ganz Europa gehört der Künstler Christian Rohlfs (1849-1938) zu den populären, aber verkannten Persönlichkeiten seiner Zeit. Einen wesentlichen Anteil an der mangelhaften Kenntnis und oft irrtümlichen Auslegung seines vielseitigen Werkes verursachten die Ergebnisse des zweiten Weltkrieges. Sämtliche bedeutenden Frühwerke aus der Zeit der Weimarer Malerschule, der Freilicht- und Landschaftsmalerei befanden sich nach dem Kriege in den Sammlungen und Museen der DDR. Seine späteren Arbeiten - die durch beinahe alle wichtigen Stilschichten gehen, insbesondere die Blumen-und Landschaftsaquarelle - sind in bundesdeutschem Besitz. So kam es, daß die BürgerInnen der DDR und der BRD ein gänzlich verschiedenes Bild von der Arbeit Christian Rohlfs erhielten.

Am vergangenen Donnerstag, dem 8. März, wurde „Christian Rohlfs aus dem Dilemma der Teilung seines Werkes befreit“ (Prof. Dr. Paul Vogt in der Eröffnungsrede). In der Kunsthalle Weimar wird noch bis zum 6. Mai 1990 eine Gesamtschau seines malerischen Werkes zu sehen sein, wie es sie noch nie gegeben hat. Sie zeigt - bei allen Sprüngen und Brüchen der Entwicklung - eine künstlerische Qualität, die unter den deutschen Malern und Generationskollegen ihresgleichen sucht.

Entstanden ist die Zusammenarbeit des westfälischen Landesmuseums Münster und der Kunstsammlung zu Weimar spontan und durch viel eigene Initiative der beiden Häuser. Obwohl diese Ausstellung in dem deutsch/deutschen Kulturplan nicht vorgesehen war, konnte sie sich doch - auch durch die umfangreiche Unterstützung von Prof. Dr. Paul Vogt und die Helene-Rohlfs-Stiftung, Essen - über sämtliche bürokratischen Schranken hinwegsetzen.

Aus 26 Museen und Sammlungen der BRD und sieben der DDR, wurden Gemälde und Aquarelle nach Weimar gebracht. Der Publikumserfolg und die übereinstimmende gute Kritik, die der Ausstellung bereits in Münster beschieden war, sprechen für sich.

„Das Kunstschaffen geschieht aus innerstem Instinkt, und wer wollte es unternehmen, diesen zu klären. Der Verstand hat nur die Rolle des Hausknechts, das heißt, diejenigen Gäste hinauszuwerfen, die sich allzu laut und ungebührlich benehmen. Bei der Betrachtung des Kunstwerkes ist es genau so, und alle Erklärungen sind überflüssig, ja irreführend, da das Wesentliche doch nicht erklärt wird.“ (Christian Rohlfs)

Efrick

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