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Der Staat organisiert IslamunterrichtIslamkunde als Flickenteppich

Feste Ansprechpartner für islamischen Religionsunterricht gibt es kaum. Also bieten immer mehr Länder bekenntnisfreie Islamkunde an.

In "Islamkunde in deutscher Sprache" wird neutral Wissen über den Islam vermittelt. Bild: dpa

BERLIN epd/taz | Solange es keine anerkannte islamische Religionsgemeinschaft gibt, bieten verschiedene Bundesländer staatlichen Islamunterricht als Ersatz an - und als Schulversuch. Ein Blick auf den Flickenteppich.

In Niedersachsen hat die Landesregierung einen runden Tisch einberufen und mit ihm die Rahmenrichtlinien für den islamischen Religionsunterricht entwickelt. Im Schuljahr 2003/04 wurde an acht Grundschulen mit dem bekenntnisorientierten Islamunterricht begonnen, mittlerweile ist das Modellprojekt auf 29 Schulen ausgeweitet worden.

In Bayern gibt es drei verschiedene Formen: die in diesem Jahr auslaufende "Religiöse Unterweisung in türkischer Sprache", das neutrale Fach "Islamische Unterweisung muslimischer Schüler in deutscher Sprache" sowie den kleinen Modellversuch "Islamunterricht", das auch Erlanger Modell genannt wird. Dieses ist bekenntnisorientiert und wurde gemeinsam mit der Islamischen Religionsgemeinschaft Erlangen erarbeitet. An diesem Modell soll sich nun ein landesweiter fünfjährigen Modellversuch orientieren, den die Landesregierung gerade beschlossen hat.

In Hessen will die schwarz-gelbe Koalition islamischen Religionsunterricht einzuführen, bislang gibt es ihn nicht. Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) will daher islamische Verbände zu einem runden Tisch laden, um geeignete Ansprechpartner für den Religionsunterricht zu finden. An vier hessischen Schulen ist alevitischer Religionsunterricht geplant.

Den mit 128 Schulen und 11.000 SchülerInnen weitaus größten Modellversuch gibt es in Nordrhein-Westfalen. Dort wird seit 1986 Islamkunde im Rahmen des türkischen muttersprachlichen Unterrichts gelehrt, seit 1999 "Islamkunde in deutscher Sprache". Hier wird neutral Wissen über den Islam vermittelt. Hinzu kommt alevitischer Religionsunterricht an derzeit neun Grundschulen, ein Modellversuch zum bekenntnisorientierten Unterricht liegt derzeit auf Eis.

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1 Kommentar

 / 
  • DK
    Dr K

    Konfessionsgebundener Religionsunterricht hat in einem laizistischen Staat, in dem Werte der Aufklärung gelten, an keiner öffentlichen Schule etwas zu suchen.

     

    Die Vermittlung von Kenntnissen und Verständnis der eigenen sowie fremder Kulturen und Religionen hingegen ist in unserer Welt nicht mehr wegzudenken. Wenn dann nur über das Christentum oder den Islam unterrichtet wird, dann ist das zu beschränkt. Für die 9-12 Jahre, die hierzulande eine Schule besucht wird, ist ein Fach "Ethik, Gesellschaften und Religionen" in meinen Augen keinesfalls zu weit gefasst.