Der Spekulant und der Rubel

■ Was George Soros, der die Abwertung des Rubels vorschlug und damit den Crash an der Moskauer Börse mit auslöste, eigentlich meinte

Berlin (taz) – Wenn George Soros meint, daß eine Währung abgewertet werden muß, dann erfüllt sich diese Prophezeiung leicht von selbst. Jedenfalls seit 1992, als der berüchtigte Spekulant nach Meinung der Finanzmärkte das britische Pfund aus dem europäischen Währungssystem drängte.

Am Donnerstag äußerte Soros in einem Leserbrief an die Financial Times, der russische Rubel müsse um 15 bis 25 Prozent abgewertet werden. Damit wurde er zum Mitauslöser des Zehn-Prozent-Crashs an Moskaus Börse.

Am Samstag trat der Finanzmagnat, dessen Fonds im vergangenen Jahr mit 2,5 Milliarden Dollar zu den größten ausländischen Investoren in Rußland gehörte, erneut an die Öffentlichkeit. Er habe „keinerlei Finanzaktionen ausgeführt, die direkt oder indirekt gegen den Rubel gerichtet sind“. Und überhaupt sei er ganz falsch verstanden worden.

Kernpunkt seines Vorschlags war, den Rubelkurs fest an den US-Dollar oder den Euro zu binden. 40 Milliarden Dollar halten russische Staatsbürger laut Soros als fremde Devisen. Nur wenn der Rubelkurs gesichert sei, würde dieses dringend benötigte Geld zurück nach Rußland fließen. Ein Währungsausschuß solle den Wechselkurs garantieren. Dafür sollen die westlichen Länder und der IWF zusätzliche Mittel zur Verfügung stellen. Zudem, fuhr Soros fort, sei im Rahmen dieser Maßnahme die Abwertung des Rubels um 15 bis 20 Prozent sinnvoll. Diese würde den Niedergang der Ölpreise widerspiegeln und zudem die Wechselkursfixierung etwas billiger machen.

Die russische Regierung meint, eine Rubelabwertung verhindern zu können, verfügt sie doch noch über 17 Milliarden Dollar Devisenreserven. Heute berät die russische Parlamentsführung, ob sie in Sachen Finanzkrise mit der Regierung künftig an einem Strang ziehen will. lieb