■ Nach dem Zulu-Aufmarsch in Johannesburgs Innenstadt: Der Showdown kommt
Bald wird es die ersten demokratischen Wahlen in Südafrika geben. Und weil es nur noch ein Monat ist bis dahin, nehmen die Konfrontationen mit den Gegnern der Überwindung des Apartheidstaates zu. Jede dieser Konfrontationen stellt eine Krise dar, und das Land hält die Luft an. Bisher hat jede dieser Krisen zu einer Stärkung der Befürworter von Wahlen geführt. Der härteste Test aber steht uns noch ins Haus.
Noch vor zwei Wochen waren die Widersacher in einer Koalition namens „Freiheitsallianz“ zusammengeschlossen. Es war eine Vernunftehe zwischen der rechten „Afrikaaner Volksfront“, die einen eigenen „Volksstaat“ fordert, der Inkatha-Partei Chief Buthelezis, der eine Autonomie für das Zulu-Volk fordert, sowie Lucas Mangope samt dessen „unabhängigem“ Homeland Bophuthatswana. Das war vor zwei Wochen. Dann machte sich der Druck der nahenden Wahlen bemerkbar. Die Staatsbediensteten in Bophuthatswana streikten, weil sie um ihre Rentenansprüche nach Auflösung des Homelands fürchteten. Mangope bat seine rechten Freunde um Hilfe, doch deren Expedition endete in einem Desaster für die rassistischen Rambos. Das Resultat ist riesig: Mangope wurde abgesetzt, und zwei Millionen Menschen werden nun enthusiastisch an den Wahlen teilnehmen. Die weiße Rechte ist seither gespalten, da ein Teil an den Wahlen teilnehmen und ihren „Volksstaat“ auf dem Verhandlungsweg erreichen will. All dies hat auch Buthelezi isoliert, nun bekommt er den Druck der nahenden Wahl zu spüren. Verstärkt hat sich dies, seit die Untersuchungskommission des unabhängigen Richters Richard Goldstone endlich Beweise vorlegte, daß südafrikanische Polizeikräfte mit Buthelezis Inkatha-Partei zusammenarbeiteten. Sie sind für einen Großteil jener politischen Gewalt verantwortlich, der in den letzten vier Jahren über 13.000 Menschen zum Opfer fielen. Zwar bestreitet Buthelezi, der auch Chef seiner Polizei ist, alle Verwicklungen, doch weiß jeder, daß er nicht nur die dominante Figur in seiner Partei ist, sondern auch die noch so winzigste Entscheidung selbst trifft. Auch wenn seine Basis in den Städten schwindet, hat er doch immer noch starke Unterstützung bei den tribalistischen Traditionalisten. Seine politische Paranoia hat jedoch seit den jüngsten Enthüllungen zugenommen, was ihn um so aggressiver macht. So scheint ein Showdown unvermeidlich – und es wird die für Südafrika gefährlichste Konfrontation.
Schon drohen die Beamten im Homeland KwaZulu mit Streik, wie in Bophuthatswana, will man ihnen ihre Renten nicht garantieren. Unterstützer des ANC planen eine Großdemonstration. Und die Polizei des Homelands ist ziemlich unruhig.
Der letzte Knall steht also bevor. Und wieder einmal hält Südafrika den Atem an. Wenn es dies überleben wird, und ich glaube, es wird, dann sollte der Rest der Reise in eine neue Gesellschaft relativ sanft verlaufen. Aber nichts ist ganz sicher ... Allister Sparks
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