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Der Schwamm hat das Geld aufgesogen

■ Sanierung der Falkenried-Terrassen gestoppt: Elf Millionen Mark fehlen Von Heike Haarhoff

Die Sanierung der Falkenried-Terrassen in Eppendorf ist akut gefährdet: Elf Millionen Mark fehlen, um die restlichen 150 von insgesamt 324 Wohnungen instandzusetzen, rechneten Mietergenossenschaft – Verwalterin der ehemaligen Neue-Heimat-Wohnungen – und die alternative Sanierungsträgerin Stattbau gestern vor. Schuld an dem Loch in der Kasse ist – neben Preissteigerungen – ein extrem starker Hausschwammbefall der Fußböden und Decken der Wohnungen, der erst während der Bauarbeiten festgestellt wurde und dessen Bekämpfung die Gelder regelrecht verschlingt.

„Diese Mehrkosten konnten wir nicht vorhersehen“, klagte Manuel Osorio, Geschäftsführer der Mietergenossenschaft. Die rund 24 Millionen Mark des staatlichen Zuschusses, die für die Instandsetzung veranschlagt und 1992 von der Bürgerschaft bewilligt wurden, „sind Ende des Jahres aufgebraucht“, fürchtet Stattbau-Geschäftsführer Reiner Schendel. Bis dahin werde aber erst die Hälfte der Wohnungen saniert sein. „Da die Finanzierung des Projekts somit unsicher ist, hat die Hamburgische Wohnungsbaukreditanstalt (WK) Anfang Mai einen Baustopp verhängt“, so Osorio. Deshalb habe man die Arbeiten im fünften Bauabschnitt – die Sanierung verläuft seit 1992 in sieben Phasen und soll bis 1997 abgeschlossen sein – nicht fristgerecht beginnen können.

„Es ist nicht unsere Aufgabe, Geld zu beschaffen“, wies Hans Ulrich Kell, Grundsatzreferent bei der WK, den Vorwurf zurück. Das Finanzierungskontingent reiche schlicht und einfach nicht aus, und im übrigen sei gar kein Stop verordnet worden: „Wir sind nur Erfüllungsgehilfe der Behörden.“

Sozial- und Baubehörde tragen je zur Hälfte die Kosten für die Instandsetzung. „Niemand kann verantworten, daß die Sanierung abgebrochen wird“, nahm BAGS-Sprecherin Christina Baumeister den Falkenried-MieterInnen die Bedenken, daß die Wohnungen aus Geldmangel doch noch an einen privaten Träger verkauft oder dem Verfall preisgegeben werden könnten. Seit April gebe es interne Behördengespräche über Finanzierungsmodelle und Umschichtungen von Haushaltsmitteln.

Die Mietergenossenschaft drängt darauf, daß Senat und Bürgerschaft hierüber noch vor der Sommerpause befinden. Denn: „Jede Verzögerung trägt dazu bei, daß die Wohnungen noch mehr verfallen und die Kosten steigen“, warnte Osorio. Und auch die Falkenried-MieterInnen wollen nicht noch länger in den feuchten und verschimmelten Wohnungen leben. „Total ärgerlich“ findet ein Mieter den Sanierungsstop. Verständlich: Er hatte bereits seine Siebensachen gepackt, um während der Bauarbeiten in eine Ausweichwohnung zu ziehen. Jetzt darf er wieder auspacken.

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