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Der Schüttler von Schöneberg

BERLIN taz ■ In japanischen Reiseführern über Berlin wird wohl demnächst eine besondere Institution auftauchen: „der Schüttler“. Erfinder ist der Irland-Korrespondent der taz, Ralf Sotscheck, der für einen Tag in Berlin weilte und gemeinsam mit dem Wahrheit-Redakteur Michael Ringel das wahre Lokal „Felsenkeller“ in Berlin-Schöneberg besuchte. Irgendwann im Laufe des Abends ging Sotscheck zur Toilette, und der Wahrheit-Redakteur schloss sich kurz darauf an. Die Herrentoilette im „Felsenkeller“ ist allerdings sehr klein, dort gibt es nur zwei Pissoirs. Das linke war bereits von einem Japaner besetzt, das rechte vom Teilzeit-Iren. Ohne ein Wort zu sagen, griff Ringel dem pinkelnden Sotscheck an die Schultern und schüttelte ihn sanft durch, um dann den kleinen Raum zu verlassen. Sotscheck verzog keine Miene. Entgeistert fragte der Japaner nun Sotscheck, ob er den Herrn kenne. Mit einem treuherzigen Blick, wie ihn nur Sotscheck aufsetzen kann, erklärte der Ire dem Japaner, dass dies der hauseigene „Schüttler“ gewesen sei. In jedem guten Berliner Lokal gebe es einen. Der Japaner beendete sein Geschäft und kehrte an seinen Tisch zurück. Kurz darauf hörte man sechs Herren aus dem Land der aufgehenden Sonne laut losbrüllen vor Lachen. Aber wenn es in der U-Bahn von Tokio Schieber gibt, warum sollte es in Berliner Lokalen keine Schüttler geben?

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