: Der „Schlächter von Kurdistan“
■ Die Karriere des neuen irakischen Innenministers Ali Hassan al Madjid
Kurdistan, Kuwait, Basra: Diese drei Namen stehen bezeichnenderweise für die Stationen der Karriere des neuen irakischen Innenministers Ali Hassan al Madjid, der seit Mittwoch im Amt ist. Mit der Ernennung seines Cousins hat der irakische Dikator Saddam Hussein im In- und Ausland unmißverständlich deutlich gemacht, daß er die Protestbewegungen gegen sein Regime auch künftig mit brutaler Härte niederzuschlagen gedenkt.
Der neue Innenminister hat unter der kurdischen Bevölkerung im Norden des Landes einen Beinamen, der Bände spricht: „Schlächter von Kurdistan“. Im Jahre 1987 wurde Madjid zum Regionalchef der Baath-Partei und damit zum Vertreter Bagdads in Kurdistan ernannt, einen Posten, den er bis 1989 innehatte. Als er zwei Monate im Amt war, ließ er den seit Jahren schwelenden kurdischen Volksaufstand niederschlagen. Am 17. Und 18. März 1988 wurde auf seinen Befehl die Stadt Halabdja, in der 70.000 Menschen lebten, mit chemischen Waffen angegriffen. Dabei kamen Schätzungen zufolge mehrere tausend Menschen ums Leben.
Nachdem sich Madjid mit seinem Vorgehen Lorbeeren in den Augen seines Herrn verdient hatte, wartete im August nach der irakischen Invasion in Kuwait der nächste Problemposten auf ihn: Am 18. des Monats wurde er zum Gouverneur der „19. Provinz“ des Irak ernannt. Dort fiel die Zerschlagung des kuwaitischen Widerstandes und die Unterdrückung der Bevölkerung in seinen Aufgabenbereich. Vermutlich wird es noch einige Zeit dauern, bis das ganze Ausmaß des unter seiner Regie angerichteten Terrors deutlich wird.
Offenbar erledigte er seine Aufgabe wiederum „erfolgreich“, denn im letzten November wurde er abberufen und übernahm das Ministerium für Lokale Regierungen, das jetzt dem Innenministerum angegliedert wurde. Britischen Rundfunkberichten zufolge war er es, der die Niederschlagung der Proteste der Bevölkerung in der südirakischen Stadt Basra befehligte. Die Bilanz: Leichen auf den Straßen, Terror gegen die Bevölkerung. Aber darin hat sich Madjid ja schon wiederholt als Meister erwiesen. Beate Seel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen