Der „Rote Franz“ kehrt nach Hannover zurück : Moorleiche auf Weltreise
Nicht viele Norddeutsche können von sich behaupten, eine Welttournee von über sechs Jahren hingelegt zu haben. Der Rote Franz hat dies gerade hinter sich: Nach Ausstellungen in sieben Museen in Europa und Nord-Amerika ist die Moorleiche wieder ins heimische Landesmuseum in Hannover zurückgekehrt. Dort wird Franz sehnsüchtig erwartet: „Jeder in Hannover kennt den Roten Franz, viele haben in den letzten Jahren nach ihm gefragt“, sagt Babette Ludowici, die Franz’ neue Ausstellung betreut.
Dass die Moorleiche so bekannt ist, hat vor allem zwei Gründe: Einerseits können die Besucher der Schau laut Ludowici „dem Tod ins Auge sehen, ohne dass es weh tut“. Außerdem gibt es kaum so gute Zeugnisse der Vergangenheit wie Franz’ Leiche. Vom Mageninhalt bis zum Barthaar ist der junge Mann komplett erhalten. Franz lebte im dritten oder vierten Jahrhundert n. Chr., er soll ein guter Reiter gewesen sein und starb mit Ende 20.
Seine ewige Jugend und seine markanten roten Haare verdankt der vor etwa 1.700 Jahren verschiedene Franz einem Moor im Emsland. Im Moorwasser wurde seine Leiche konserviert, und das Haar färbte sich rot.
Im Jahr 1900 wurde Franz von Torfstechern entdeckt. Nachdem diese ihn in der Nähe von Meppen bestattet hatten, wurde er vom damaligen „Provinzialmuseum“ gekauft und wieder ausgegraben. Das später zum Landesmuseum umgewidmete Haus schenkte ihm dadurch ein zweites Leben: Er wurde in Hannover zum Publikumsliebling und ab 2002 sogar international berühmt.
Die jüngste Weltreise hat die Moorleiche fast unbeschadet überstanden. Lediglich bei einer holprigen Landung in den USA soll sich ein Stück Knochen am Ellenbogen gelöst haben. Die Amerikaner sind ohnehin recht ruppig mit dem Franz umgegangen. Mit seinem Konterfei und dem Slogan „Macht Tote wieder Munter“ wurde dort für Kaffee geworben.
Franz’ neue Ausstellung im Landesmuseum widmet sich der „würdigen Zurschaustellung Toter“. Außerdem kann man man sich ansehen, wie die Stationen seiner Weltreise zu Franz’ Lebzeiten aussahen. ROBIN RIEPRICH