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Der Reigen, Teil 37

Doch. Er hat's geschafft. Der Schauspielhaus-Intendant hat sehr wohl einen gelungenen Reigen inszenieren lassen: Nicht nur einen Reigen seiner zehn Regisseure hat Tom Stromberg initiiert, sondern ein wahres (schnitzlersches?) Karussell- und Wurstbudenfest mit so vielen Akteuren, dass einem ganz karnevalistisch schwindlig davon wird.

Denn eine Feuilletonisten-Debatte ersten Ranges hat das jüngs-te, mäßig aufregende Schnitzler-Projekt – abermals zum Prüfstein intendantischer Fähigkeiten erkoren – losgetreten: Landauf, landab melden sich wieder und wieder (ja, jetzt auch wir hier!) Theaterkritiker zu Wort. Zitieren einander, beziehen sich aufeinander, beziehen sich auf den, der sich auf sie bezogen hat. Suchen in Lauftempo und Mienenspiel des Intendanten Anzeichen schwindenden Selbstbewusstseins auszumachen. Und ohne es zu merken, betreiben die Journalisten mit ihrem besorgten Nochmal- und Nochmal-Reflektieren einen groß angelegten Mutationsversuch, eifrig bemüht, der paraphrasierten (nein, nicht geklonten, Gott bewahre!) Meinung des Vorredners eine eigene Wendung hinzuzufügen.

Nicht bedacht wurde dabei anscheinend, dass auch der reichhaltigste Fakten- und Meinungspool irgendwann mal leergetankt und nicht weiter variierbar ist: Fast trotzig scheint man daran zu glauben, dass die Evolution per Feuilletonistenwort wenigstens einen Nanometer weiterzuschieben (bzw. der Intendant endlich zum Rückzug zu bewegen) ist – und sei es durch die schlichte, DNA-artige Endlos-Reproduktion des Wortes „Rücktritt“.

Dabei dachte man eigentlich, es hätte sich in diesen wissenschaftsbewegten Zeiten langsam herumgesprochen, dass sich Evolution seltenst in Siebenmeilenstiefeln fortbewegt. Und dass sie überaus sorgsam abwägt, wann der Zeitpunkt für Veränderung gekommen ist. Petra Schellen

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