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■ Südafrikas Rechte (weiß wie schwarz) als ständige GefahrDer Regen könnte entscheidend sein

Noch gibt es keine harten Beweise für detaillierte Bürgerkriegsvorbereitungen in Südafrika, aber politisch ist das Klima in dieser Woche merklich rauher geworden. Die Erklärungen von Inkatha und den weißen Rechten, daß sie die Aprilwahlen boykottieren, ja unmöglich machen werden, lassen die Situation ernster erscheinen als bisher. Es ist eine neue Qualität spürbar, eine Verhärtung der Positionen, die über Drohgebärden als Verhandlungstaktik hinausgeht. Allmählich hört man das Kriegsgeheul im Hintergrund. Und doch: Wir haben in den letzten Monaten gelernt, letzte Fristen selten als wirklich absolut letzte Fristen anzusehen. Es gibt immer wieder ein weitergehendes Kompromißangebot und neue Hoffnung. Zwar läuft die gesetzlich vorgesehene Frist für die Anmeldung der Parteien zur Wahl am 27. April heute (Sonnabend) ab, aber schon gibt es Überlegungen, das Gesetz zu ändern, um die Frist zu verlängern.

Das hat nichts und doch alles mit einem Zurückweichen der beiden Parteien zu tun, die Südafrika bis 1995 in einer großen Übergangskoalition regieren werden. Die Nationale Partei und insbesondere der ANC haben immer wieder Flexibilität bewiesen – nicht aus Nettigkeit, sondern weil die Situation so gefährlich ist. Die zukünftigen Koalitionäre haben bei alldem auch größere Sorgen: Sie wissen, daß sie nach der Wahl vor riesigen materiellen Ansprüchen der Bevölkerungsmehrheit stehen werden. Will die neue Regierung ihre Versprechungen – mehr Arbeit, einen besseren Gesundheitsschutz, Erziehung für alle und massiven Wohungsbau – auch nur annähernd einlösen, dann muß es ein ruhiges, investitionsfreundliches Klima geben. Die militanten Rechten – schwarz und weiß – haben die Kraft, dieses Klima auf längere Sicht zu vergiften und für ein Fernbleiben insbesondere der bitter benötigten ausländischen Investoren zu sorgen.

Das Problem liegt nicht, wie häufig angenommen wird, bei den Streitkräften. Wenn man den Berufsoffizieren vertrauen kann – und es gibt gute Gründe dafür, unter anderem eine noch britisch-neutrale Tradition und ihre Angst vor dem Verlust ihrer Pensionsrechte –, dann wird sich die Armee der Regierung gegenüber loyal verhalten. Kritischer könnte es bei der Polizei werden. Jahrzehntelang die ideologischen Schocktruppen des Apartheidstaates, müssen sie zumindest in Teilen als unsichere Kantonisten gelten. Der ANC hat das Verbleiben der gesamten Generalität im Amt hingenommen, aber die fehlende Disziplin der Blauuniformierten läßt erwarten, daß manch einer tagsüber Polizist und nachts Terrorist sein wird. Und auch bei den weißen Farmern könnte viel davon abhängen, was in diesen Tagen auf dem Land sichtbar wird: Nach Jahren der Dürre hat es reichlich geregnet, es ist mit einer Rekordernte bis über den Wahltermin hinaus zu rechnen. Das bedeutet Arbeit, neue Traktoren und Autos. Die gebeutelten Bauern haben wieder etwas zu verlieren.

Eins allerdings steht fest: Es wird noch viel Blut fließen vor dieser Wahl. Und die Wahlen werden stattfinden. Ob sie frei und fair sind oder nur möglichst frei und fair, wie man heute sagt, wird unerheblich sein. Entscheidend sind die Monate nach der Wahl und wird die Antwort auf die Frage sein, ob es der Regierung gelungen ist, die militanten schwarzen und weißen Kräfte einzubinden. Stephen Laufer

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