: „Der Raum ist begrenzt“
■ Haushalt der Stadtentwicklungsbehörde: Senator Mirow will verdichten Von Heike Haarhoff
Im Jahr der großen Pläne kommt Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow (SPD) gar nicht aus dem Planen heraus. Nach Regionalem Entwicklungskonzept, Flächennutzungsplan und Landschaftsprogramm stellte er gestern als viertes Standbein der langfristigen Hamburger Stadtentwicklung ein druckfrisches, 95 Seiten dickes „Stadtentwicklungskonzept“ mit vielen bunten Karten vor. Zwar kein Konzept mit konkreten Anweisungen zur Gesamtsteuerung der Hamburger Politik, bedauerte der planvolle Senator, dafür aber grobe „inhaltliche und methodische“ Leitlinien für die kommenden 15 Jahre (s. Kasten), die die Vorgaben des noch abstrakteren F-Plans in die Tat umsetzen.
Sein Inhalt in Kurzform: Das oberstes Ziel bei allen Planungen zu Wohnen, Arbeiten und Umwelt wird sein, flächenschonend vorzugehen. „Der Raum ist begrenzt“, hat Mirow erkannt. Deswegen sollen bereits bebaute Gebiete verdichtet und Naturräume geschützt werden. Wo immer es möglich ist, wird Wohnen und Arbeiten räumlich miteinander verknüpft, „um kürzere Wege“ zu schaffen. Stadtteile sollen durch dezentrale Politik mehr Eigenständigkeit erlangen. „Wirtschaftlich, sozial und ökologisch sinnvolle Lösungen“ für die wachsende Metropole Hamburg will das Konzept bieten. Ein hoher Anspruch, dessen Umsetzung abzuwarten bleibt.
Des Senators Grundlagenwerk ist derzeit noch ein Entwurf, der von der Senatskommission für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr bereits Ende Juni abgesegnet wurde, jetzt mit den Bezirken und BürgerInnen diskutiert und in einem Jahr vom Senat beschlossen werden soll.
Vorzeigeobjekt der künftigen Stadtentwicklungspolitik bleibt der Hamburger Südosten zwischen Moorfleet und Bergedorf, wo 40.000 Menschen angesiedelt und „die alten Fehler“, so Oberbaudirektor Egbert Kossak, vermieden werden sollen. „Mischnutzung“ heißt das Zauberwort der Steb. Wo diese nachträglich nicht mehr zu planen ist, soll zumindest gerettet werden, was zu retten ist. Beispiel Hammerbrook: Der tote Bürostadtteil soll lebendiger werden. Wohnungen zur Bille und den Kanälen hin sind geplant, Kinos, Geschäfte und Bücherhallen im Gespräch, das Bille-Ufer soll begrünt und das Wasser gereinigt werden.
Neue Wohnungen sollen vor allem entlang der Ausfallstraßen hinzugebaut werden, weil dort die Verkehrsanbindung günstig ist. Der Ortsteil Bahrenfeld bekommt ein vernünftiges Ortszentrum mit kulturellen Einrichtungen im alten Gaswerk, einen Park und 300 neue Wohnungen. Neue Arbeitsplätze soll es am Flughafen, Hafen und Volkspark geben.
Wie der Verkehr bei so viel Stadtentwicklung geleitet werden soll, darüber schweigt sich das Papier des perfektionistischen Senators vornehm aus. Aus gutem Grund, kritisierten GAL und CDU gestern: Das verordnete Flächensparen widerspricht den Ideen von Eugen Wagners Verkehrskonzept.
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