: Der Pelz der Ausfuhr
■ Zum Jahresgutachten der Forschungsinstitute
Die fünf Wirtschaftsinstitute kritisieren zu Recht den gigantischen Handelsbilanz–Überschuß der Bundesrepublik. Das war nicht immer so bei den Wissenschaftlern der ehrgeizigen Exportnation. Man hat also gelernt. Alles andere wäre allerdings auch unsinnig, wenn gleichzeitig gigantische Handelsbilanzdefizite der USA oder einiger Entwicklungsländer als Krisenursache erkannt werden. Wenn nun aber die Institute gleichzeitig beklagen, daß die Löhne z.B. in der Werftbranche zu hoch seien, so schielen sie unausgesprochen doch nur wieder auf die internationale Konkurrenzfähigkeit, „der Export ist in Gefahr“, schallt es dann wieder allenthalben. Als ob das Ungleichgewicht gewaschen werden könnte, ohne den Pelz der Ausfuhr zu benetzen! Der vermeintliche Trick siebzehn in Bonn: mehr Importe. Das ist falsch. Denn abgesehen von der unglaubwürdigen Hoffnung auf mehr Einfuhren, wo doch die Nachfrage im Lande ohnehin als zu gering erachtet wird: Was soll denn eigentlich gekauft werden? Mehr Cadillacs, Hamburger oder US–Bier? Noch mehr Rohstoffe, die hier kein Mensch mehr verarbeiten kann? Es wird Zeit, daß die internationale Konkurrenzfähigkeit als Argument in der Wirtschafts–Diskussion völlig neu überdacht und zurückgedrängt wird. Im selben Augenblick und im selben Ausmaß gewännen ökologische und auch soziale Argumente in der wirtschaftlichen Perspektive an Gewicht. Es wird Zeit, daß derjenige im Lande schallend ausgelacht wird, der da meint, wir brauchten den schnellen Brüter - für den Weltmarkt. Ha, ha! Ulli Kulke
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