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Der „Neue Heimat“–Strudel

Hamburg (dpa) - Vor dem Hintergrund der Affaire um den Wohnungskonzern Neue Heimat (NH) gerät die DGB–Spitze auch innerhalb der Gewerkschaften mehr und mehr unter Druck. Der Betriebsrat der NH–Holding, Pit Goldschmidt, hat nach dem Verkauf des gewerkschaftseigenen Konzerns an den Berliner Brotfabrikanten Horst Schiesser den Rücktritt des DGB–Vorsitzenden Ernst Breit gefordert. Die IG Druck und Papier lehnt weitere Zahlungen für die Folgen des Niedergangs der Neuen Heimat ab. Das Magazin Der Spiegel berichtet in seiner neuesten Ausgabe, bereits vor dem Treffen Schiessers am letzten Freitag in Frankfurt hätten erstmals deutsche Banken alte NH–Kredite in Höhe von insgesamt 163 Millionen Mark gekündigt. Nach Angaben des Spiegel haben die Bayerische Vereinsbank 115 Millionen Mark, die Berliner Bank 24, die Westfalenbank 16 und die Warburg–Bank acht Millionen Mark alter NH– Kredite gekündigt. Die BGAG wolle dafür mit 160 Millionen Mark neuer Kredite an Schiesser einspringen. Die Gesamtverschuldung des Konzerns beläuft sich auf rund 17 Milliarden Mark. Der Gewerkschaftstag der IG– Drupa forderte den Bundesvorstand des DGB auf, kein weiteres Kapital für die Sanierung der Neuen Heimat bereitzustellen. Die IG–Druck–Delegierten verlangten erneut eine „offene und selbstkritische Bestandsaufnahme“ des DGB, die trotz der Aufforderung mehrerer Bundeskongresse und Gewerkschaftstage im Sande verlaufen sei. Der scheidende IG Metall–Vorsitzende Hans Mayr hat unterdessen eine breite Diskussion über den Ausstieg der Gewerkschaften aus den gemeinwirtschaftlichen Unternehmen befürwortet. „Ich halte den Gedanken der Gemeinwirtschaft nach wie vor für richtig. Ob sich die Gewerkschaften in Zukunft weiter auf diesem Feld betätigen sollen oder nicht, muß ganz ernsthaft diskutiert werden“, erklärte Mayr der Deutschen Presse–Agentur.

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