standbild: Der Nebulator
„Beckmann“ (Montag, ARD, 23.25 Uhr)
Eigentlich sollte man Harald Schmidt nicht in eine Talkshow einladen. Jedenfalls nicht, wenn man Reinhold Beckmann heißt. Beckmann zu Gast bei Schmidt, das geht, anders herum wird es ein Reinfall. Denn natürlich glaubt Beckmann, wie so viele andere, es sei egal, wozu man Schmidt befragt, es würde schon ein interessanter Abend. Schmidt gilt ja als universell kompetent.
Doch Schmidt passt nicht zum „Beckmann“-Format. Weil er nichts über sich preisgibt, was man nicht schon wüsste, wenn man nur regelmäßig seine Sendung schaut, und Beckmann sich dementsprechend darauf beschränkte, genau das abzufragen, kam am Ende eine Art Kurzzusammenfassung von Schmidts Sendungen der vergangenen 14 Monate heraus: Die „Harald Schmidt Show“ für „Beckmann“-Zuschauer im Schnelldurchlauf. Von Schmidts Hypochondrie („Der Darm könnte Organ des Jahres werden“) zur FDP bis zur Flutkatastrophe wurde so ziemlich alles abgefragt, was in Schmidts Sendungen eine Rolle spielte.
Nach Frauen, Männern und Berufen des Jahres fragte Beckmann, machte eigene Vorschläge und wurde ein ums andere mal von Schmidt enttäuscht. Doris Schröder-Köpf? „Sie ist die Ehefrau des amtierenden Bundeskanzlers. Damit ist ihre Rolle vollständig beschrieben.“ Aber den Insolvenzverwalter als Beruf des Jahres, den „nimmst du an?“ – „Na, ich weiß nicht. Eher so was wie Controller oder Unternehmensberater.“ Deutlich wurde dabei eigentlich nur, dass dem Graubrot der Spätabendunterhaltung stets das Naheliegende einfällt, während Schmidt gerne eine Wendung mehr hinzufügt.
Dass man trotzdem etwas mehr darüber erfahren konnte, wie Harald Schmidt funktioniert, ist eher Dieter Bohlen zu verdanken. Er verstehe nicht, warum Bohlen die Biografie geschrieben habe. „Jetzt ist alles gesagt, was soll da noch kommen. Ich hätte das jahrelang weiter nebulös gehalten“, sagte Schmidt.
Sich selbst wird Schmidt zum Glück auch weiter nebulös halten. Denn wer will, der kann selbst seine Abschiedsworte noch als ironischen Kommentar zum Abend verstehen: „Vielen Dank für die Einladung. Frohe Weihnachten.“ HEIKO DILK
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