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Der Mythos der US Open heißt Lendl

■ Becker schlug Steeb und trifft im Achtelfinale auf den Mann, der die US Open bestimmt

New York (dpa/taz) — Mit bleibenden Traditionen, heiligen Sitten und feierlichen Gebräuchen haben die schnellebigen und trendbewußten New Yorker und ihr Tennisturnier in Flushing Meadow beileibe nichts am Hut. Und doch: auch bei den US Open gibt es ein eisernes Gesetz: Wer gewinnen will, muß Ivan Lendl schlagen.

Dreimal konnte Lendl das Turnier selbst gewinnen. Von 1982 bis 1989 stand er im Endspiel. Vergangenes Jahr verlor er im Halbfinale gegen den späteren Sieger Stefan Edberg, 1990 im Viertelfinale gegen Pete Sampras, den jüngsten US-Open- Champion aller Zeiten. Wer Lendl besiegte, gewann die US Open.

Auch für den wiedererstarkten Boris Becker wird der wiedererstarkte Ivan Lendl heute zum Gradmesser. Mit 2:6, 6:4, 6:3, 6:4 hatte der Wunsch-Amerikaner seinen Landsmann Chuck Adams geschlagen, Becker besiegte seinen glänzend spielenden Freund Charly Steeb mit 6:1, 4:6, 7:6, 6:3. „Er spielt wieder gut“, sagte Steeb. Das fand auch der Gelobte: „Ich hab so gut gespielt wie seit einiger Zeit nicht mehr.“ Steeb steigerte die Lobeshymne: „Ich bin sicher, Boris kann gewinnen.“

Vor der gegenseitigen Beweihräucherung ging es weniger nonchalant zu. Der erste Satz gehörte Becker, der ein derart fantastisches Tennis gezeigt hat, das man von ihm zwar kennt, aber ihm derzeit nicht zugetraut hätte. Doch auch der ungewöhnlich hart schlagende Steeb zeigte Hochform. Im vierten Satz hatte der 25jährige Schwabe einen 0:3-Rückstand aufgeholt. Dann schimpfte er wie ein Rohrspatz und kassierte eine Verwarnung. Er habe, so erzählte er später, dem Schiedsrichter bescheinigt, daß dieser „das Match wegbescheißt“. Grund: der umstrittene Breakball Beckers zum 5:3. Steeb verlor und war traurig, denn: „Das war eines der bestes Matches in diesem Jahr.“ Für Boris Becker war es die richtige Einstimmung auf Lendl: „Und ich habe das brennende Verlangen, dieses Turnier zu gewinnen“, sagte er. Zudem hatte er in der Vergangenheit mehr Glück als Pech mit Lendl. Die beiden spielen seit 1985 zum 20. Mal gegeneinander. Die Bilanz (10:9 für Becker) ist fast ausgeglichen, doch der Leimener hat bei Grand-Slam-Turnieren immer gewonnen, darunter drei Endspielsiege (1986 Wimbledon, 1989 US Open, 1991 Australian Open).

Lendl setzt weniger auf Glück denn auf geplante Strategie. Der tennisspielende Bürokrat will mit folgendem Rezept seine schwarze Serie beenden: „Boris wird gut aufschlagen und ans Netz kommen. Ich will versuchen, gut zu retunieren und will die Initiative ergreifen.“ Boris, aufpassen!! miß

Herren-Doppel, Achtelfinale: Stich/McEnroe - Davis/Pate 6:3, 4:6, 6:4.

Damen-Einzel, Achtelfinale: Seles - Gigi Fernandez 6:1, 6:2; Sabatini - Appelmans 6:1, 6:3; Joe Fernandez - Pierce 6:0, 6:4; Hy - Sukova 6:1, 7:6 (7:2):

Damen-Doppel, 2. Runde: Porwik/McQuillan - Wiesner/Appelmans 6:4, 7:6 (7:2); Navratilova/Shriver - Basuki/Durie 6:2, 7:5:

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