Der Musiker läuft auf allen Kanälen: Händel hoch!
Der NDR feiert den 250. Todestag des "ersten Pop-Titans der Geschichte" - mit "Händel-Groupie" Donna Leon.
Sie ist ein Quotenstar: Wenn die Brunetti-Krimis von Donna Leon über die Mattscheibe flimmern, schalten regelmäßig um die fünf Millionen Zuschauer zu. Gar nicht so dumm vom Norddeutschen Rundfunk, sich die Literatin ins Boot zu holen, wenn es um vermeintlich ganz schwere Kost geht: Georg Friedrich Händel (1685-1759). Rund um den 250. Todestag des "ersten Pop-Titans der Geschichte" am 14. April droht der Norddeutsche Rundfunk jetzt mit einer Händel-Woge auf fast allen seinen Radio- und TV-Wellen. Vermarktet wird das Millionenprojekt unter anderem mit Leon. Sie steht vor allem auf seine Opern ("Alcina") und nennt sich selbst "Händel-Groupie".
"Die sicherste Methode, Zuschauer zu verscheuchen, ist alte Musik", erklärt NDR-Redakteur Jürgen Meier-Beer. Deshalb hat der Sender Testimonials wie Leon, die Mezzosopranistin Joyce DiDonato oder auch den ARD-Adelsexperten Rolf Seelmann-Eggebert für seinen Händel-Schwerpunkt eingekauft. Seelmann-Eggebert palavert unter dem Titel "Musik für die Ewigkeit" in einer 20-teiligen Radioserie über die Lebensgeschichte des Komponisten. Ab dem 16. März täglich um 9.30 Uhr auf NDR Kultur. Außerdem bietet der NDR zahlreiche Features, musikalische Themenabende und Opernübertragungen von den Internationalen Händel-Festspielen in Göttingen, die Ende Mai beginnen.
Seine Melodien sind Ohrwürmer: "Hallelujah", die "Sarabande" oder der Krönungschor "Zadok the priest" - heute massentauglich zur Champions-League-Hymne verwurstet. Donna Leon ist ein perfekter Werbeträger, weil sie leicht verständliche Sätze formen kann: "Händel ist wie Pizza oder Eiscreme" etwa. Oder: Händel bedeute für sie die "unendliche, unendliche Freude der Musik". Das alles sagte die amerikanische Schriftstellerin bei der Präsentation des NDR-Treibens unweit der barocken Herrenhäuser Gärten in Hannover. Dort trat der Komponist vor 301 Jahren seinen Dienst als Hofkapellmeister an. Im Dokudrama "Händel - der Film" (Ostermontag, 12. 4., 13 Uhr, ARD, und 14. 4., 20.15 Uhr, 3sat) plaudert Leon über ihren musikalischen Fetisch. Zu sehen ist dabei: Händel ganz menschlich. Als Kinder-Händel, der heimlich Klavichord auf dem heimischen Dachboden spielen muss, weil Papa will, dass der Junge was Anständiges lernt. Oder im Wettstreit mit seinem Konkurrenten Scarlatti, der nach dem Händel-Vorspiel entgeistert fragt: "Ist das der Teufel oder dieser Sachse?"
Als Händel in der niedersächsischen Provinz beim Kurfürsten unterschrieb, habe er die Stelle vor allem als Sprungbrett nach London gesehen, erklärt Seelmann-Eggebert den nur zu verständlichen Wunsch des Komponisten nach beruflichem Fortkommen. Als Erzähler führt Seelmann-Eggebert auch durch den Film "Händel in Norddeutschland - Wanderjahre eines Musikstars" (13. April, 11.15 Uhr, NDR Fernsehen). Leon erzählt, sie kenne sein Geburtshaus in Halle, seine Wohnungen in London und Hannover. Nur auf die eine Banalität lässt sie sich nicht ein: Es spiele keine Rolle, jetzt in Hannover an der alten Wirkungsstätte ihres Idols zu sein. "Ich versuche nicht, spirituellen Kontakt aufzunehmen", grinst die Autorin. "Das ist für mich falsche Sentimentalität."
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