Das Portrait: Der Millionenerbe
■ John E. du Pont
John E. du Pont steht unter Mordverdacht Foto: Reuter
Die Todeschüsse, die John E. du Pont auf den Ringer Dave Schultz abgegeben haben soll, und die nachfolgende zweitägige Belagerung seines Anwesens durch die Polizei haben den schwerreichen Millionär international berühmt gemacht. Bis zum vergangenen Freitag war der 57jährige du Pont nur den raren Insidern des US-amerikanischen Ringsports bekannt.
Einen großen Namen hatte er allenfalls unter Zeitgenossen, die sich für die Familienverhältnisse der Industriellendynastien an der Ostküste interessieren. Denn John E. du Pont ist als ein Ururenkel des legendären französischstämmigen Chemiekonzerngründers E. I. du Pont einer von rund hundert Erben des Familienvermögens. Allein sein Privatvermögen wird auf 40 Millionen Dollar geschätzt.
Ein Familienforscher zählte John E. zu der schrumpfenden Zahl von du Ponts, die dem Geldausgeben noch Flair und eine persönliche Note verleihen können. Du Ponts persönliches Interesse galt dem Sport: Triathlon, Moderner Fünfkampf und vor allem das Ringen. Bekannte deuten du Ponts Sportbegeisterung als eine Folge seiner unglücklichen Kindheit: Als er zwei Jahre alt war, ließen sich seine Eltern scheiden und der Vater verließ die Familie. Bei seinen Sportkameraden soll der Millionenerbe Geborgenheit gesucht haben. Er baute sein heimatliches Anwesen zu einem 600.000 Dollar teuren Trainingszentrum um, auf dem bis zu 12 Athleten gleichzeitg wohnten und trainierten.
Der 36jährige Dave Schultz, der 1984 in Los Angeles eine Goldmedaille gewann, soll du Ponts engster Berater und Freund gewesen sein. Schultz ignorierte lange Zeit die immer bedenklichere Exzentrik seines Mäzens. Zweimal versenkte du Pont seine Lincoln-Limousine in einem Teich, beim Besuch eines Nachbarn parkte der Waffennarr sein gepanzertes Fahrzeug im Vorgarten, einen Neunjährigen bedrohte er mit einem MG.
Am Freitag kam es dann zum Eklat: Auf seinem Anwesen streckte der Millionär Schultz mit drei Schüssen nieder. Dann verbarrikadierte er sich in seiner Villa. Eine 75köpfige Polizeitruppe belagerte ihn, fürchtete aber das große Waffenarsenal des Hausherrn – statt zu stürmen, stellte sie nur seine Heizung ab. Das Ende war unspektakulär. Du Pont verließ sein Haus, um die Heizung zu reparieren. Dabei wurde er von den Polizisten überwältigt. Marc Engels
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