Der Lobbyist der Woche: Reha-Hilfe unter Platzhirschen
Im Manager Magazin, dem Zentralorgan aller (Männer), die im High Business wirklich etwas zu melden haben, ist nun ein menschlich kostbares Angebot zur psychosozialen Rehabilitierung von abgehalfterten Platzhirschen publik gemacht worden. Und zwar durch einen, der selbst in Gefahr stand, sozial komplett ins Abseits gestellt zu werden. Uli Hoeneß (Foto) nämlich, Steuerhinterzieher sondergleichen und gefängnisbestraft deswegen. Der Pate des FC Bayern München sorgt sich um Martin Winterkorn. Martin wer?
Richtig, das ist der Oberchef von VW gewesen, einer Firma aus dem Automobilgewerbe, die sehr viele Jahre durch kriminell anmutende Ingenieursleistungen Produkte herstellte, welche die Umwelt auf schlimmste Art schädigen – über die gesetzlich eingeräumten Maße hinaus. Doch soll Winterkorn deshalb gelöscht werden, sozial für ewig und immerdar? Hoeneß, der den Mann aus dem Aufsichtsrat des FC Bayern München kennt und ihn schätzt, sagt: Nein. Er „sollte sich nicht verstecken“. Ist doch nicht nötig, war auch für den Uli Hoeneß nicht zwingend. „Ich bin mit meiner Familie ins Restaurant gegangen“ während des Hafturlaubs kürzlich, „war auch Golf spielen“. Man erkennt: Der prominenteste Steuerhinterzieher, den die Bayern je hervorbrachten, bereitet sich auf die Rückübernahme des Präsidentenstuhls vor – und den Winterkorn braucht er im obersten Gremium des Luxusvereins, der vielfältigen Kontakte des Mannes wegen in die höhere Sponsorenlandschaft hinein. Bis 2018 hat er noch das Mandat, der einst über VW Herrschende. Der Hoeneß fädelt es jetzt schon ein, dass er bleibt – und sagt so nützliche Sätze darüber, dass Winterkorn ein „toller Mensch“ sei und ihm ein „persönlicher Freund“. Freunden in der Not hilft man: denn Inklusion ist ein nützliches Konzept. Jan Feddersen
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