piwik no script img

Der Lobbyist der WocheEin Mann der ehrlichen Worte

Foto: dpa

Endlich mal ein Mann, der sich was traut. Der offen sagt, was Sache ist. Der nicht herumeiert und nicht taktiert. Der vor seinen Chefs nicht kuscht und alles riskiert. Endlich mal ein Mann der Wahrheit.

Daniel Abbou (Foto) hat ausgepackt in Sachen Flughafen Berlin-Brandenburg. Der BER, wie er liebevoll abgekürzt wird, ist ein einziges Desaster. So kann man grob zusammenfassen, was Abbou, der bis vor wenigen Tagen Sprecher des Großprojekts war, in einem Interview dem PR Magazin gesagt hat.

Das wusste man zwar schon. Es gibt ja Zeitungen, Radio- und Fernsehsender, die ausführlich über die Schlampereien beim Flughafenbau berichten. Es gibt den BER-Untersuchungsausschuss, der das Berliner Abgeordnetenhaus seit Jahren auf Trab hält. Und es gibt die sozialen Netzwerke, in denen AlltagsbeobachterInnen das Geschehen (und Nichtgeschehen) hinter der Hauptstadtgrenze kommentieren.

Trotzdem haben die Flughafenchefs ihren Pressesprecher jetzt gefeuert. Für Sätze wie: „Dazu hat die alte Flughafencrew zu viel verbockt, dafür sind zu viele Milliarden in den Sand gesetzt worden.“ Oder dass kein Politiker, kein Flughafendirektor und kein Mensch, der nicht „medikamentenabhängig“ sei, an eine Eröffnung des Flughafen 2017 glauben könne.

So etwas darf ein Pressesprecher natürlich niemals sagen. Im Gegenteil, er muss selbst den größten Mist des Unternehmens, für das er öffentlich auftritt, als Gold verkaufen. Und wenn er lügen müsste, dann sollte er wenigstens so luschige Sätze auf Lager haben wie: „So würde ich das nicht formulieren.“

Hätte Abbou alles machen können, ja. Aber hätte ihm dann jemand geglaubt? Würde der Flughafen dann schneller gebaut? Na also. Simone Schmollack

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen