Der Lobbyist der Woche
:

Der
Läufer

Foto: dpa

Ein Heilsbringer für die geschundene Leichtathletikseele ist gefunden: Sebastian Coe (Foto), smarter, ­eloquenter Ex-Olympia-­Champion, wird neuer Präsident des Weltverbands IAAF. Der 58-Jährige soll nach den Doping-Enthüllungen und Ermittlungen der vergangenen Wochen, Monate und Jahre reinen Tisch machen – und die Leichtathletik nebenbei attraktiver machen.

Allerdings hat Coe bereits einen Fehlstart hingelegt, als man ihn noch nicht mal in den Startblöcken wähnte. Nach den Berichten von ARD und Sunday Times, wonach zwischen 2001 bis 2012 800 Sportler bei Weltmeisterschaften und Olympia mit dopingverdächtigen Blutwerten teilgenommen hätten, kündigte er nicht etwa Aufklärung an.

Nein, er stellte sich demonstrativ vor seinen Verband und sprach von einer „Kriegserklärung an meinen Sport“. Dennoch setzt man Hoffnungen in ihn – immerhin beinhaltet Coes Agenda die Schaffung einer IAAF-unabhängigen Dopingkommission.

Insgesamt aber ist sein Thema eher die bessere Vermarktung des Sports, wenn man sich sein Wahlprogramm („Manifesto“) so anschaut. Gut, dass der Exmittelstreckenläufer gleich selbst eine Vermarktungsfirma besitzt: CSM. Sie berät etwa Sportartikelhersteller Nike, der jüngst die Leichtathletik-WM 2021 nach ­Eugene/ Oregon geholt hat. Coes Firma verdiente zuletzt gut an den Europaspielen in Baku, deren Austragung Coe, damals IAAF-Vize, unterstützte.

CSM ist auch mit dem Sportmogul Scheich Ahmad al-Fahad al-Sabah geschäftlich verbandelt, der als einfluss­reichste Person in den großen internationalen Sportverbänden gilt. Kein Zweifel also, dass „Seb Coe“ oder „Lord Coe“ seinen Sport retten – und schnell „Super Coe“ aus ihm werden wird. Jens Uthoff