piwik no script img

■ Dietger PforteDer Literatur ihr Diplomat

Die graue Eminenz des Berliner Literaturbetriebs tritt ab: Der 1940 in Prag geborene Dietger Pforte war 18 Jahre lang Leiter des Referats für Literatur- und Autorenförderung, Bibliotheks- und Archivwesen im Kultursenat. Jetzt wird er Geschäftsführer der Stiftung Kulturfonds. Sein Referat wird umstrukturiert. Wie, weiß man noch nicht; wer es leiten soll, steht auch noch nicht fest.

Pfortes Karriere als Verwalter Berliner literarischen Vermögens begann 1977. Inzwischen ist er aus der literarischen Szene der Stadt kaum noch wegzudenken: Herr Pforte, ein gerngesehener Podiumsgast, ist Mitglied im Trägerverein des Literaturforums, der Gesellschaft für Sinn und Form, sitzt in der Jury der Sozialen Künstlerförderung und ist Vorsitzender der Literaturreferenten in der Kultusministerkonferenz. Herrn Pforte trifft man auf ungefähr allen Literaturveranstaltungen dieser Stadt. Vor einem Jahr zog er mit dem Kultursenat vom Europa-Center in die Brunnenstraße.

Während einige seiner Kollegen den Umzug beklagten, war Dietger Pforte sehr zufrieden. Draußen kreischt die Straßenbahn, drinnen gibt es lichte Kochecken, Fahrstuhlschächte und Zimmerpflanzen. Hilfsbereite Behördenmenschen weisen einem freundlich den Weg in das Büro des Literaturverwalters.

In Aufbruchstimmung stapeln sich dort Bücher und Aktenordner. An der Wand hängt Hauptmann in Goethe-Pose und ein Tolstoi-Zitat: „Über den Umgang mit Militärpersonen: Willst du nicht des Mordens teilhaftig werden, behandle jede Militärperson, wie man einen verwirrten, des Mordes überführten Menschen zu behandeln pflegt...“

Herr Pforte spricht wie gedruckt und sehr gerne. Als Diplomat vermeidet er es, über konkrete Personen oder Institutionen im Positiven, Negativen oder Anekdotischen zu reden. dk

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen