: Der Kreis schließt sich
■ Ausgerechnet Brett Hull schießt die Dallas Stars zum Stanley-Cup-Gewinn
Berlin (taz) – „Wenn sich der Staub gelegt hat“, sagte Coach Ken Hitchcock, nachdem seine Dallas Stars den Stanley Cup gewonnen hatten, „wird man erst sehen, wie unglaublich die Geschichte von Brett Hull ist.“ Ausgerechnet Hull, mit 34 Jahren schon einige Zeit über seinen Zenit, mit angerissenen Bändern und einer gebrochenen Leiste, der zum vierten Spiel der Finalserie gar nicht erst hatte auflaufen können, ausgerechnet Hull schoß in der dritten Verlängerung des zweitlängsten Spiels in der NHL-Finalgeschichte das entscheidende Tor zum 2:1-Sieg, mit dem die Stars die Serie gegen die Buffalo Sabres mit 4:2 Siegen gewannen.
„Er spielte nur auf einem Bein und humpelte vors Tor“, staunte Hitchcock, als er beschrieb, wie Hull in der 115. Spielminute den Abpraller über den auf dem Bauch liegenden Sabres-Goalie Dominik Hasek hob, der versucht hatte, den Puck unter sich zu begraben.
Aber schließlich hatten die Stars den St. Louis Blues ihre Institution genau deswegen abgekauft. Zwar schoß er für seinen neuen Klub in der regulären Saison nur 32 Tore, aber viele davon im richtigen Moment. Elfmal entschied Hull mit einem Treffer das Spiel, so oft wie niemand sonst in der NHL. Bob Gainey, Manager der Stars, gab dem Altstar aber vor allem deshalb einen 17 Millionen Dollar schweren Dreijahresvertrag, weil Dallas schon im letzten Jahr zwar das älteste und erfahrenste Team in den Play-offs war, aber die dominierenden Spieler wie Mike Modano oder Joe Nieuwendyk, der zum MVP des Finales gewählt wurde, eher ruhige Zeitgenossen sind. Hull dagegen war und ist der Charles Barkley der NHL, eine bei den Journalisten beliebte Zitatmaschine und jemand, der in der Lage ist, seine Teamkollegen anzustacheln. Der Versuch, die Stars aus ihrer Lethargie zu reißen, hätte allerdings auch nach hinten losgehen können, wurde nach der Verpflichtung von Hull spekuliert, der berüchtigt dafür war, sich mit seinen Trainern zu überwerfen. Nun aber geht Manager Gainey als Genie in die Eishockey-Geschichte ein.
Für Hull „schloß sich ein Kreis“. Sein Vater Bobby hatte den Cup 1961 mit den Chicago Blackhawks gewonnen: „Ich hoffe, mein Sohn oder mein Enkel werden es uns eines Tages nachmachen.“
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