■ Medienschau: Der Kemalismus hat in der Türkei ausgedient
Abdurrahman Dilipak ist einer der bekanntesten Protagonisten eines konservativen Islam in der Türkei, und nicht nur Autor vieler Bücher, sondern auch Kolumnist in einer islamistischen Zeitung. Ein Interview in der französischen Tageszeitung Le Figaro wurde in der nationalliberalen Hürriyet (Frankfurt) abgedruckt und wird im folgenden in Auszügen wiedergegeben: „... In der Türkei beginnt eine Phase, in der die Armee den politischen Sieg der Islamisten auf Dauer nicht verhindern können wird. Im Islam gibt es keinen Platz für den Laizismus, aus diesem Grund muß er in der Türkei vernichtet werden. Während dem Christentum diese Dualität innewohnt, fordert der Islam eine Einheit, in der weder die Notwendigkeit des Staates noch einer Hierarchie vorhanden ist. Die Ordnung wird durch die Religion bestimmt. Der Kemalismus hat uns von unseren Wurzeln, unserer Religion und unserer Geschichte entfremdet, Mustafa Kemal Atatürk, der ein autoritärer Soldat war, drängte die Türkei in eine Situation, in der sie Europa nachäffte. Der Kemalismus ist eine schlechte Kopie des politischen Systems Europas. Die Religion muß sich darum bemühen, daß die für alle Muslime geltenden Regelungen der Scharia Anwendung finden. Der Islam ist an die Stelle des Marxismus getreten und nichts, auch nicht die Armee, kann seinen Siegeszug aufhalten...“ 21.2.1997
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen