Das Portrait: Der Kandidat
■ Abed al-Malek Dahamsche
An den morgigen Knessetwahlen beteiligen sich erstmalig israelische Islamisten. Die islamische Bewegung und der islamische Block haben hierzu mit der Arabischen Demokratischen Partei (DAP) unter Führung des Knessetmitglieds Abdul Wahab Darhausche ein Listenabkommen unterzeichnet.
An der Spitze dieser „Vereinten Arabischen Liste“ (VAL) steht der 50jährige Rechtsanwalt Abed al-Malek Dahamsche, der in Nazareth lebt. In seiner Jugend war er in der in Israel verbotenen El-Ard-Bewegung tätig. Nach Beendigung des Studiums an der Hebräischen Universität in Jerusalem heiratete Dahamsche die Schwester des kommunistischen Bürgermeisters von Nazareth und Dichters, Taufiq Zayad, und ist inzwischen Vater von fünf Kindern.
Vor 25 Jahren wurde Dahamsche wegen angeblicher Mitgliedschaft in Arafats Fatah-Bewegung von einem israelischen Gericht zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Dort kam er mit islamisch-religiösen Häftlingen zusammen. Nach seiner Freilassung verwandelte sich der vorher nicht gottgläubige Muslim in einen frommen Islamisten. Bald gehörte er zu den aktiven Mitgliedern der damals neugegründeten islamischen Bewegung. Als Rechtsanwalt verteidigte er zahlreiche palästinensische Angeklagte in den besetzten Gebieten.
Zu seinen berühmteren „Klienten“ zählte der Hamas-Mitbegründer und ideologische Führer, Scheich Ahmed Jassin aus Gaza, der zu lebenslanger Haft verurteilt ist. Dahamsche und Jassin sind inzwischen eng befreundet, und der einflußreiche Hamas-Führer hat von seiner Zelle aus die Bildung der „Vereinten Arabischen Liste“ unter Dahamsches Führung begrüßt.
Dahamsche kritisiert heute die Menschenrechtsverletzungen und Unterdrückungsmethoden sowohl der israelischen wie auch der palästinensischen Behörden im Gaza-Streifen und im Westjordanland.
Innerhalb der islamischen Bewegung in Israel gab es scharfe Meinungsverschiedenheiten in der Frage einer eigenen Beteiligung an den Knessetwahlen. Sowohl Scheich Abdallah Nimr Darwisch, der Führer der islamischen Mehrheit, der sich für die Teilnahme an den Parlamentswahlen aussprach, als auch ihr „Listenpartner“, Abdel Wahab Darhausche, gehen davon aus, daß diese Kombination fünf bis sechs palästinensische Abgeordnete in das 120köpfige Parlament bringen kann. Amos Wollin
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