Der Kampf um Kartoffelsorte Linda: Sortenamt macht Ausnahme
100 Kilogramm der nicht mehr registrierten Kartoffelsorte Linda dürfen dieses Jahr auf dem Acker ausgebracht werden. Ob Linda auch nächstes Jahr angebaut werden darf, ist noch nicht entschieden.
BARUM/LÜNEBURG dpa Neue Hoffnung für die Liebhaber der Kartoffel Linda: 100 Kilogramm der gefährdeten Sorte dürfen in diesem Jahr gepflanzt werden. Das Bundessortenamt in Hannover habe die Aussaat als "Inverkehrbringen zu Forschungszwecken" ausnahmsweise genehmigt, teilte der Freundeskreis Linda in Barum, Kreis Uelzen, mit. Jeder Betrieb, der sich für den Erhalt der Sorte einsetzt, habe symbolisch ein Kilogramm Pflanzkartoffeln bekommen.
Der Lüneburger Linda-Entwickler Europlant hatte die Sorte 2005 von der Saatgutliste streichen lassen, weil er sie für krankheitsanfällig hält. Der Freundeskreis hat eine Neuzulassung beantragt, über die noch nicht entschieden ist. Die Linda-Unterstützer vertreten den Standpunkt, dass der Verbraucher entscheiden soll, welche Kartoffel er essen möchte. Verbraucherschützer und Landwirte hatten Europlant vorgeworfen, statt der Linda neue Sorten mit Lizenzgewinnen verkaufen zu wollen.
Nach Angaben des Freundeskreises darf das über die Ausnahmegenehmigung in Verkehr gebrachte Pflanzgut normal angebaut und auch vermehrt werden. Aus einem Kilogramm Kartoffeln könnten nach dreijähriger Vermehrung mehr als drei Tonnen geerntet werden, so die Rechnung des Freundeskreises. Wenn diese dann noch ein Jahr zum Anbau genutzt werden, könnten sogar mehr als 50 Tonnen Speisekartoffeln geerntet werden.
Eine Entscheidung des Bundessortenamtes über die Zukunft der Linda wird noch 2008 erwartet. Bei einem positiven Bescheid dürfte Linda als sogenannte freie Sorte von jedem interessierten Betrieb lizenzfrei vermehrt und vertrieben werden.
Für den Fall, dass die Wiederzulassung scheitet, hat der Freundeskreis sicherheitshalber auch in Großbritannien eine Zulassung beantragt - denn in einem Land der Europäischen Union gezüchtetes und zugelassenes Saatgut darf auch in den übrigen EU-Ländern verkauft und angebaut werden.
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