: Der Kaiserin neue Lieder
■ Miriam Makebas Konzert wirkte zerrissen zwischen Afro-Pop und traditionellen Liedern
Konzert wirkte zerrissen zwischen Afro-Pop und traditionellen Liedern
Mit gemischten Gefühlen gingen die eintausend Zuschauer am Freitag Abend nach Hause, nachdem die „Stimme Afrikas“ und „Kaiserin des afrikanischen Liedes“, Miriam Makeba, pflichtgemäß ihre Zugabe von sich gegeben hatte. Zu dünn, zu kommerziell und zu sehr inszeniert war das Konzert der 60jährigen Afrikanerin in der Fabrik über die Bühne gegangen.
Die anfänglich gute Laune des gemischten Publikums aus ehemaligen Dritte-Welt-Aktivisten, Yuppies und buntgekleideten Afrikanern gründete sich in den unterschiedlichsten Erwartungen. Viele rufen sich Miriam Makeba immer noch in Verbindung mit ihren unmißverständlichen politischen Äußerungen in Erinnerung, aufgrund derer sie 1960 aus ihrer Heimat verbannt worden war. Dreißig Jahre lang galt sie als eine der profiliertesten „Botschafterinnen“ des schwarzen Südafrika in der Welt.
1Makeba, die, wie so viele Afrikanerinnen, die erste Musikerziehung im Kirchenchor erhielt, tourte unermüdlich überwiegend in afrikanischen Ländern und demonstrierte die Universalität der Probleme der
1Schwarzen. Sie sang dann jene Lieder aus ihrer Heimat, die von einer Generation zur nächsten die Geschichte der einfachen Menschen weitergeben. Diese sind „unsere Kommunikation, unsere Presse und
Rundfunk“, sagt Makeba. Deswegen sind auch alle diese Volksweisen in Südafrika unter das Messer der Zensur gekommen.
Mit den Jahren ist ihre Musik allerdings Richtung Pop und Disco- Jazz gewandert. Mit ihrer letzten Aufnahme Eyes Of Tomorrow macht sie jetzt im fortgeschrittenen Alter auch die ersten Schritte ein Star in westlichen Maßstäben zu werden.
Vielleicht um damit jedem Geschmack gerecht zu werde, wechselte sie bei ihrem Auftritt ständig die Rhythmen, so daß das Set recht zerfahren wirkte. Zweifelsohne kann sie mit ihrer tiefen und süßen Stimme alles singen. Wirklich überzeugend wirkte sie aber nur dort, wo sie sich der ursprünglich afrikanischen Singweise zu Xylophon- und Trommelbegleitung widmete. Das gefiel auch ihrer Enkelin, die am Bühnenrand versuchte, in die Fußstapfen ihrer Großmutter zu treten. Nikos Theodorakopulos
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