Der Jugendwort-Kandidat „Tintling“: Ekel mit Arschgeweih
Die Abstimmung läuft: Der Langenscheidt-Verlag sucht wieder das Jugendwort des Jahres. Ganz vorne dabei: „Tintling“. Was soll das?

Schau mal, ein „Tintling“ Foto: dpa
Obacht, ihr Babos und Smombies: Der Langenscheidt-Verlag sucht wieder – und zwar das „Jugendwort des Jahres“. Gerade ganz vorn im Rennen ist „Tintling“, übersetzt ins Ü18-Deutsch: ein Mensch mit Tattoos.
Geschenkt, dass das „Jugendwort des Jahres“ meist so cool wie Gürtelrose ist. Angenommen, das Jugendwort des Jahres mute nicht stets an wie die Schreibtischgeburt snapchattender AltredakteurInnen, die ihre Neologismen für fresher als Obst halten – Was will uns der „Tintling“ sagen?
Klarer Fall: Wer einem erwachsenen Menschen mit einem -ling bedenkt, der meint es selten gut. Kaum mehr als Verachtung offenbart die hämische Verniedlichung. Der Schreiberling ist ein erbärmlicher Journalist, der Schönling ein leidlich attraktiver, letztlich aber lachhafter Beau, vom Schwächling und Schädling nicht zu sprechen.
Und so degeneriert der oder die Tätowierte – eben noch die coolste Sau in der RaucherInnenecke – zum Finken, Geschassten, zum bemitleidenswerten Ekel, mit dem auch auf der miesesten Abiparty im Vollsuff niemand knutschen will.
Der „Tintling“ gibt die Abneigung der Jugend gegen Tätowierungen preis. Wo bleibt die Lust daran, sich mit einem Schmetterlingsarschgeweih erst zum/r Klassengeilsten, aber auf lange Sicht zur Feile zu machen? Setzt sich der „Tintling“ gegen Hopfensmoothie (Bier), Fleischdesigner (Chirurg) und Vollpfostenantenne (Selfiestick) durch, zeugt das vor allem von der Geisteshaltung einer spießigen Generation, die zu feige ist, ihre Eltern mit beknackten Freundschafts- und Bandtattoos zu schocken. Isso!
Leser*innenkommentare
Karl Popper
Ein bisschen Recherche wirkt manchmal Wunder:
Das Wort 'Tintling' ist ein Begriff mit satirischer Herkunft, eingeführt von der Facebook-Seite 'Tattoofrei', die sich durch völlige Überspitzung über Tattoo-Klischees lustig macht.
889 (Profil gelöscht)
Gast
Gibt's eigentlich auch ein Altenwort des Jahres, oder ist das identisch mit dem Unwort des Jahres?