Das Portrait: Der General
■ Lino Oviedo
Gerade noch hatte ihn Präsident Juan Carlos Wasmosy in den Ruhestand schicken wollen – jetzt ist General Lino Cesar Oviedo neuer Verteidigungsminister Paraguays. Offenbar wußte sich der Präsident nach Generalsrebellion und Putschdrohung nicht anders zu helfen.
Oviedo selbst ist überzeugt, einen „göttlichen Auftrag“ auszuführen. Als Verteidigungsminister kann der 51jährige General bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 1998 kandidieren, vorausgesetzt seine Partei, die „Colorados“, stellt ihn als Kandidaten auf.
Die außerordentliche Karriere des ungehorsamen Uniformträgers begann am 3. Februar 1989: Mit einer Granate in der Hand stürmte Oviedo den Bunker von Paraguays damaligem Diktator Alfredo Stroessner und kündigte an, ihn samt seiner Familie in die Luft zu jagen. Stroessner zog es vor, ins Exil nach Brasilien zu gehen. Bis zu den ersten freien Wahlen am 9. Mai 1993 übernahm General Andrés Rodriguez das Kommando. Doch als Armeechef, der zwei Drittel aller nationalen Waffen und Kriegsgeräte kontrolliert, wurde Oviedo im Hintergrund zum mächtigsten Mann Paraguays.
General Lino Oviedo. Paraguays Heereschef hat sich zum Verteidigungsminister hochrebelliert Foto: Reuter
In den vergangenen zwei Jahren widmete er seine ganze Aufmerksamkeit der indigenen Mehrheit der vier Millionen Einwohner Paraguays. Er schickte Soldaten aufs Land, die sich um die Gesundheitsversorgung der Indigenas kümmerten, Gemeinschaftsküchen aufbauten, versorgte die ärmlichen Siedlungen mit Elektrizität und ließ Schulen bauen. „Ihr seid unsere Vorfahren, und wir sind stolz darauf, eure Söhne zu sein,“ erklärte er kürzlich beim Besuch eines Indianerstammes im Bundesland Chaco. Die Stimmen der Indigenas sind dem General bei den nächsten Wahlen sicher. Schon bei seinem Putschversuch am vergangenen Montag unterstützte ihn eine Delegation aus dreihundert Ureinwohnern in der Hauptstadt Asunción.
Während der vermögende General – sein Familienbesitz wird auf rund 100 Millionen Dollar geschätzt – für Paraguays Indigenas Schulen bauen läßt, schickt er seine eigene Tochter zur Ausbildung nach Deutschland. Seine Begeisterung für die „germanische Kultur“, die er als Student selbst ausführlich kennenlernte, wird nur noch von der Leidenschaft für Karneval und Kasernen übertroffen. Während der tollen Tage zeigt sich der General am liebsten als Julius Cäsar. Astrid Prange, Rio
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