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„Der Geldkoffer würde gestohlen“

■ Solidaritätspreisträgerin aus El Salvador zu Gast in Bremen

„Seit dem Ende des Bürgerkrieges sind die Menschenrechte nicht mehr so bedroht. Aber die Versprechungen, die die neuen Machthaber vor der Wahl gemacht haben, werden nicht ohne den starken Einsatz der Bevölkerung und der Selbsthilfegruppen eingelöst.“ Tomasa de Jesus Ruiz ist Vizepräsidentin vom Chiristlichen Komitee für Flüchtlinge und Vertriebene in El Salvador (CRIPDES). Sie reist zur Zeit durch Europa, um auf die Lage in El Salvador aufmerksam zu machen.

Der CRIPDES ist in erster Linie bemüh, auf Gemeindeebene Menschen über ihre Rechte und Pflichten aufzuklären, ihnen den Status einer juristischen Person zukommen zu lassen, damit sie ihre Interessen gegenüber den staatlichen Institutionen durchsetzen können. „Besonders den Frauen wollen wir eine Mitarbeit in den Gemeinden ermöglichen.“ Als die Selbsthilfeorganisation gegründet wurde, waren besonders Frauen aktiv, da die Männer entweder bei der Miliz waren oder sich im Widerstandskampf befanden.

Auf Einladung der christlichen Initiative „Romero“ war die Vizepräsidentin für zwei Tage in Bremen. Sie führte Gespräche mit der Initiative „Kirche von unten“ und dem Landesamt für Entwicklungszusammenarbeit. In erster Linie war ihr Anliegen eine finanzielle Unterstützung von Seiten der Gastgeber und des Landes Bremen. „Wir müssen Führungskräfte ausbilden, die sich der Aufklärung der Bevölkerung widmen und Helfer, die sich um die Gesundheitserziehung kümmern .“

Frau de Jesus Ruiz erhielt zusammen mit Bischof Medardo Gomes 1990 den mit 10.000 Mark dotierten Bremer Solidaritätspreis. Durch die finanzielle Unterstüzung des Landes Bremen konnte vor vier Jahren in San Salvador ein Gesundheitszentrum eingerichtet werden. „Hier können sehr arme Menschen für wenig Geld behandelt werden“. Die Weiterführung der begonnene Projekte, die Aufklärung der Kriegsverbrechen aus dem Bürgerkrieg sowie die Wiedereingliederung der Vertriebenen in El Salvador bedürfe noch starker finanziellen Unterstützung. „Für jeden Flüchtling den wir in El Salvador wieder aufnehmen wollen, verlangt die Regierung von uns, daß wir ihm Land zur Verfügung stellen, er darf sonst nicht ins Land einreisen“, so Frau de Jesus Ruiz.

Gestern wurde sie von Finanzsenator Kröning im Rathaus empfangen. Dieser bedankte sich dafür, “daß Sie Ihr Land uns wieder ins Gedächnis gebracht haben.“ Moralische Unterstützung konnte Kröning anbieten, finanzielle jedoch nicht.

Eine begleitende Unterstützung des medizinischen Zentrums in San Salvador wolle er jedoch nochmal überprüfen. Tomasa de Jesus Ruiz: „Ich werde keinen dicken Koffer voller Geld mitnehmen, aber ich bin sehr erleichtert – ich hätte große Angst, er würde wahrscheinlich gleich gestohlen werden.

Luigi La Grotta

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