: Der Fiedler auf der Moschee
■ Fast zu schöne Harmonie: Die jüdisch/arabische Gruppe „Bustan Abraham“ spielte im Schlachthof
Vielleicht klang es in den Ankündigungen allzu programmatisch: Juden und Araber spielen zusammen in einer Band – wunderschön, aber doch sicher auch recht anstrengend! Genau das war der groß angekündigte Auftritt von „Bustan Abraham“im Schlachthof nun überhaupt nicht. Die Gruppe paßte musikalisch so gut zusammen, daß für die Zuhörerinnen und Zuhörer das Politische schon nach einigen Takten in den Hintergrund rückte. In den Originalkompositionen und Bearbeitungen von zeitgenössischer arabischer und ägyptischer Musik flossen die verschiedenen Einflüße ganz natürlich und voller Eleganz ineinander.
Ein Duett, ganz kurz nur gespielt, brachte das einträchtige Spiel der Musiker auf den Punkt. Zwei der Musiker, Taiseer Elias und Miguel Herstein, warfen sich dabei verschmizt die Spielbälle zu, kommentierten die musikalischen Ideen des anderen oder führten sie weiter. Der Araber auf der Oud, einem klassischen Saiteninstrument, der Israeli auf seiner Gitarre, Jazzeinflüße mit orientalischer Volksmusik mischend. Aber beide fanden in diesem Zusammenspiel einen gemeinsamen Nenner. Die verschiedenen musikalischen Stile und Einflüße wurden aufgehoben und zu einer harmonischen Einheit verschmolzen. Und so, wie das Duo musikalische Grenzen umspielte, trafen sich alle sieben Instrumentalisten bei einer sehr kunstvollen Synthese arabischer und hebräischer, östlicher und westlicher Spielformen.
Es war eine freundliche, eingängige Musik, die da gespielt wurde. Fast bestand die Gefahr, daß die Musik zu gefällig plätscherte, aber davor bewahrte das Publikum dann jedesmal wieder ein besonders gelungenes Solo oder ein überraschender Stilwechsel. Für ihren farben- und nunacenreichen Stilmix stand den Musikern auch eine breite Klangpalette an Instrumenten zur Verfügung. Neben der arabischen Laute „Oud“ erklangen Gitarre und Banjo, eine orientalischen Zither, Geige, Flöte, E-Baß und eine Vielzahl von traditionellen Trommeln. So gab es Introduktionen im Stil amerikanischer Countrymusik, kurze Ausflüge in die indische Klangwelt und eine ägyptische Variante des Rondos.
Die beiden herausragenden Instrumentalisten des Konzerts waren eindeutig der Oud-Spieler Elias, bei dessen Improvisationen jedes Stück einen neuen Energieschub zu bekommen schien, und der junge Perkussionst Zohar Fresco. Was dieser auf seinen verschiedenen Trommeln anstellte, war alleine schon den Besuch dieses Konzertes wert. Er war es dann auch, der bei der Zugabe plötzlich viel temperamentvoller spielte und den manchmal allzu gepflegten Abend mit einem furiosem Finale beschloß.
Willy Taub
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