Der Ex-Niedersachse: Hans-Joachim Reck

CDU-NRW-Generalsekretär Hans Joachim „Jochen“ Reck soll bis zur Landtagswahl im Mai 2005 den Machtwechsel im größten Bundesland organisieren. In Kerkrade bewies der gebürtige Uelzener, dass Rhetorik nicht seine Stärke ist

Für die Geistlichkeit warf sich Hans-Joachim Reck richtig ins Zeug. „Jetzt nicht“, zischte der CDU-NRW-Generalsekretär den Fotografen zu, die zwei Würdenträger bei der ökumenischen Morgenbesinnung ablichten wollten. Der CDU-Manager kümmerte sich um alles beim Landesparteitag im niederländischen Kerkrade. Reck wachte peinlich über den korrekten Ablauf. Selbst den Knabenchor Eupen geleitete Reck auf die Bühne, bevor die Jungs Beethovens „Freude, schöner Götterfunken“ singen durften.

Und doch lief nicht alles glatt für Reck. Von den 672 eingeladenen CDU-Delegierten waren rund 120 Konservative gar nicht erst nach Kerkrade gereist. Zu unwichtig erschien ihnen offenbar ein Landesparteitag, der außer Politiker-Reden wenig Spannendes zu bieten hatte. Und so leerten sich die Reihen in der Kerkrader Rodahal schon frühzeitig. Als CDU-Landeschef Rüttgers am Vormittag seine Rede hielt, waren noch 500 Parteimitglieder anwesend. Reck hingegen musste seine Ansprache vor einem halb leeren Saal verlesen.

Als Reck seine überlange Rede begann, verteilten die freundlichen Saaldiener gerade das Mittagessen für die CDU-Delegierten. Recks Attacken gegen seinen sozialdemokratischen Generalsekretärs-Kollegen Michael Groschek gingen unter im Geklapper von Essbesteck und den zahlreichen Tischgesprächen der Parteibasis. Rhetorik ist nicht die Stärke von Hans-Joachim Reck. Den größten Teil seiner Rede las er vom Blatt, die Betonungen misslangen ihm meistens, Reck sprach zu laut und seine Stimme klang nervös hell. „Linksruck und Müntefering haben die SPD noch tiefer in den Keller gebracht“, schrie Reck in das Dauer-Gemurmel der Versammlung hinein. „Lauter“, antwortete ein Delegierter sarkastisch, als redete Reck noch nicht kräftig genug.

Ihm behage eher der „Part des Administrators als die Rolle des politischen Frontkämpfers“, hat der 51-jährige Uelzener einmal über sich gesagt. Der Grenzbereich zwischen Politik und Verwaltung liege ihm, so die Selbsteinschätzung des gebürtigen Niedersachsen. Organisation statt Rhetorik – diese Priorität passt durchaus zum Aufgabenprofil des ehemaligen CDU-Bundesgeschäftsführers. War sein Amtsvorgänger Herbert Reul eher auf die Inhalte von Politik fixiert, so hat sich Reck in seinem ersten Jahr als Generalsekretär voll und ganz auf die anstehenden Wahlkämpfe und den Machtwechsel bei der Landtagswahl im Mai 2005 konzentriert. Bei Umfragewerten um die 50 Prozent ist Reck mit sich zufrieden. Am Schluss seiner Rede appellierte er deshalb optimistisch an seine Parteifreunde: „Wir werden kämpfen, kämpfen und nochmals kämpfen für unser Land, aus Liebe zu Nordrhein-Westfalen.“ Applaus. Erleichtert packte „Jochen“ Reck sein Manuskript ein. MARTIN TEIGELER